Drygalski

[225] Drygalski, 1) Albert von, Militärschriftsteller, geb. 7. Nov. 1836 zu Königsberg i. Pr., trat in die preußische Armee, besuchte die Kriegsakademie, schied aber 1867 als Oberleutnant krankheitshalber aus und lebt seitdem in Berlin. Seine Studien widmete[225] er besonders der russischen Armee, auch machte er seit 1874 wiederholt Reisen nach Polen, Rußland, Finnland und gewann dadurch eine tiefe Kenntnis des russischen Volkes, die er zu anziehenden Schilderungen verwertete. Er schrieb: »Die Russen in Turkistan« und »Bilder aus dem russischen Soldatenleben in Asien« (nach Iwanow, Stuttg. 1876 u. 1878); »Schattenbilder aus Rußland« (das. 1876; 2. Aufl. als »Russische Plaudereien«, Leipz. 1885); »Die neurussische Taktik«, nach den Schriften von Dragomirow u.a. (Berl. 1880); »Die russische Armee in Krieg und Frieden« (das. 1882); »Die Entwickelung der russischen Armee seit dem Jahre 1882« (das. 1884); »Rußland: Das Heer« (mit Zepelin, das. 1898, als Bd. 3 von »Heere und Flotten der Gegenwart«); »Militärische Reiseerinnerungen« (das. 1900); »Die Organisation der russischen Armee« (Leipz. 1902) u.a. Auch übersetzte er Wereschtschagins »In der Heimat und im Kriege« (Berl. 1886) und das Werk des russischen Obersten Masslowski: »Der Siebenjährige Krieg nach russischer Darstellung« (1888–93, 3 Bde.).

2) Erich von, Polarforscher, geb. 9. Febr. 1865 zu Königsberg i. Pr., studierte daselbst, in Bonn, Leipzig und Berlin, wurde 1888 Assistent am Geodätischen Institut in Berlin und leitete 1891 die Grönland-Expedition der Berliner Gesellschaft für Erdkunde zu Forschungen über das Inlandeis. Auf der Vorexpedition (1891) mit dem Meteorologen Baschin wurden im Umanakfjord an der Westküste Grönlands Untersuchungen angestellt. Auf der Hauptexpedition (1. Mai 1892 bis 14. Okt. 1893), an der noch der Meteorolog Stade und der Zoolog Vanhöffen teilnahmen, wurde am großen Karajakgletscher ein Stationshaus errichtet und vom August 1892 bis Juli 1893 regelmäßig beobachtet. 1898 habilitierte sich D. als Privatdozent in Berlin und wurde 1899 außerordentlicher Professor der Geographie daselbst. Zum Leiter der deutschen Südpolarexpedition bestimmt, verließ er mit dem Schiffe Gauß 11. Aug. 1901 Kiel, landete 25. Dez. auf der Possessioninsel, verblieb 1.–31. Jan. 1902 auf den Kerguelen und wurde 12. Febr. unter 66,5° südl. Br. und 90° östl. L. vom Eis eingeschlossen. Hier, in der Nähe einer eisbedeckten Küste, die D. Kaiser Wilhelm II. – Land nannte, fanden ein Jahr hindurch die geplanten wissenschaftlichen Arbeiten statt, dann wurde nach vergeblichem Bemühen, mit dem Schiff südlicher vorzudringen, 8. April 1903 die Eisregion verlassen, auf der Heimreise die Inseln St. Paul und Amsterdam angelaufen und Anfang Juni Kapstadt erreicht. Außer zahlreichen Aufsätzen in Fachzeitschriften veröffentlichte D. die Ergebnisse seiner grönländischen Forschungen in dem Werke »Grönland-Expedition der Gesellschaft für Erdkunde zu Berlin« (Berl. 1897, 2 Bde.).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 5. Leipzig 1906, S. 225-226.
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