Gabel [2]

[246] Gabel, Werkzeug mit 2–4 Spitzen oder Zacken (Zinken) und einem Stiel (Griff), insbes. von Eisen, Silber, Horn zum Anspießen eines Gegenstandes, namentlich der Speisen. Obwohl dieses Werkzeug zum Anspießen weicher Gegenstände den Alten nicht unbekannt war (Neptuns Dreizack und eine fünfzinkige G. aus einem Grabe von Pästum im Nationalmuseum zu Neapel), scheint man sich ihrer bei Tafel doch nur ausnahmsweise bedient zu haben. Ebenso aß man im Mittelalter bis zum Jahre 1000 mit den Fingern; doch werden schon in alten Gedichten, wie im Guillaume d'Orange, im Wigalois u. a., große, dreizinkige Gabeln, Kröul oder Kröuwel genannt, für den Küchengebrauch erwähnt. Nach Pier Damiani (gest. 1072) wäre der Gebrauch beim Mahle durch eine byzantinische Prinzessin zuerst in Venedig eingeführt worden und hätte sich von da weiter verbreitet. In Frankreich erscheinen Eßgabeln zuerst in einem Inventar König Karls V. von 1379. In Deutschland galt die Eßgabel zunächst allgemein als Zeichen des Luxus und der Verweichlichung, und noch im 16. Jahrh. machte man in Frankreich Satiren auf die neue Sitte, mit der G. zu essen, die damals am Hofe durchdrang. In französischen wie später auch in schottischen Klöstern wurde die G. als sündhaft verboten. Nach England soll 1608 Corgate die ersten Gabeln aus Italien gebracht haben. In China, wo man sich beim Essen kleiner hölzerner Stäbchen bedient, sind Gabeln nicht im Gebrauch. Ursprünglich benutzte man zweizinkige, später drei- und vierzinkige Gabeln, der Stiel (Griff) wurde aus Holz, Elfenbein und Metall, später auch aus Porzellan oder Fayence hergestellt und häufig verziert, ziseliert, tauschiert und bemalt. Die ältesten Eßgabeln waren sehr klein und hatten am andern Ende einen Löffel. Weiteres, auch über Fabrikation der Gabeln, s. Messer (mit Abbildung).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 7. Leipzig 1907, S. 246.
Lizenz:
Faksimiles:
Kategorien: