Glanz

[881] Glanz entsteht (nach Dove) durch das Zusammenwirken des weißen Lichtes, das an der glatten Oberfläche der Körper gespiegelt wird, mit dem häufig durch Absorption gefärbten diffusen Licht, das aus größerer oder geringerer Tiefe aus dem Innern der Körper dringt. Die beiden Lichtmassen wirken auf das Auge aus verschiedenen Entfernungen. Indem nun das Auge sich für die Oberfläche selbst und das aus Innern kommende Licht anpaßt, kann das von der Oberfläche zurückspiegelnde Licht nicht deutlich gesehen werden, und das Bewußtsein dieser undeutlich wahrgenommenen Spiegelung erzeugt die Vorstellung des Glanzes. Der G. wächst mit der Stärke des gespiegelten Lichtes und ist daher besonders stark bei Körpern mit hohem Lichtbrechungsvermögen, wie z. B. Diamant, Schwefel. Der G. verschwindet, wenn man die Spiegelung fortschafft, indem man z. B. unter dem Polarisationswinkel durch ein Nicolsches Prisma auf den Firnis eines Gemäldes sieht (vgl. Dove, Farbenlehre, Berl. 1853 etc.). Bringt man ins Stereoskop eine Zeichnung von weißen Linien auf schwarzem Grund mit einer andern von schwarzen Linien auf weißem Grund, so zeigt das vereinigte Bild graphitähnlichen G., oder es glänzt wie poliertes Kupfer, wenn man es durch ein rotes Glas betrachtet, da in beiden Augen wie bei einem glänzenden Körper Bilder mit sehr verschiedener Verteilung der Helligkeit entstehen. Das Gegenteil von glänzend ist matt. Eine absolut matte Fläche würde auch bei schiefer Beleuchtung von allen Richtungen betrachtet gleich hell erscheinen. Die wirklich herstellbaren matten Körper reflektieren aber stets in der Spiegelungsrichtung mehr Licht und erscheinen deshalb mehr oder weniger glänzend. – In der Mineralogie dient der G. der Mineralien vielfach zu deren Charakterisierung. Man unterscheidet außer der Stärke verschiedene Arten des Glanzes: 1) Metallglanz, bei undurchsichtigen Körpern, vollkommen, wie an verarbeiteten und gediegenen Metallen, bei Glanzen, Kiesen etc., und unvollkommen am Uranpecherz, an mancher Steinkohle etc.; 2) Diamantglanz, bei durchsichtigen Substanzen von hohem Brechungsvermögen, wie bei Diamant und den Bleisalzen, zuweilen metallähnlich, so bei den nur durchscheinenden Mineralien (Rubinblende, Rotgüldigerz etc.); 3) Fettglanz, wie bei fetten Ölen, am Eläolith, Fettquarz, Halbopal etc., oft übergehend in den Wachsglanz; 4) Glasglanz, findet sich beim Glas, Quarz, Smaragd, beim Wasser, Eis etc.; 5) Perlmutterglanz, findet sich bei durchscheinenden Körpern, die entweder wasserhell, weiß oder schwach gefärbt sind, auf Flächen, nach denen eine sehr gute Spaltbarkeit geht, so bei Gips, Perlspat, Margarit, Muscorit; 6) Seiden- oder Atlasglanz, wie bei der Seide, bei faserigen Körpern, so bei Asbest, Fasergips, Tigerauge etc. Manche Körper, zumal seine kristallinische Aggregate, zeigen nur eine Andeutung des Glanzes und heißen dann schimmernd, wie Feuerstein, Phyllit etc. – In der Technik ist G. soviel wie Glasglanz (s.d.).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 7. Leipzig 1907, S. 881.
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