Gradisca

[205] Gradisca, 1) (G.-Bruma) Stadt im österreichisch-illyr. Küstenland, gefürstete Grafschaft Görz und Gradisca, am rechten Ufer des Isonzo und an der Südbahnlinie Triest-Cormons, Sitz einer Bezirkshauptmannschaft und eines Bezirksgerichts, hat ein altes Kastell (jetzt Strafanstalt), hübsche Anlagen (an Stelle der ehemaligen Festungswerke), eine Schmirgelfabrik, Elektrizitätswerk und (1900) 1616, mit den Vorstädten 3881 ital. Einwohner. In dem am linken Isonzoufer liegenden Sdraussina befindet sich eine große Florettseidenspinnerei. – Der Name G. bezeichnet in seiner slawischen Wurzel den befestigten Ort, »das Burgwerk«. Zum erstenmal ist von einer citadella Gradische bestimmt 1478 die Rede, die ebenso wie eine Reihe andrer von den Venezianern gegen die Einfälle der Osmanen nach Italien auf dem Boden der Pfalzgrafen von Görz errichtet worden war, dann aber auch von diesen als stete Bedrohung angesehen wurde. Nach dem Tode des letzten Görzers (1500) erbte Maximilian I. dessen Land; doch entstanden Zwistigkeiten mit der Signoria, und erst im Brüsseler Frieden von 1516 wurde ihm der Besitz von G. von Venedig zuerkannt. 1616 entstand der Gradiscaner Krieg: G. wurde von den Venezianern belagert; doch behauptete Ferdinand von Steiermark auch diesmal im Pariser Frieden (6. Sept. 1617) das Land. 1647 wurde G. als »gefürstete Grafschaft« von Görz getrennt und von Kaiser Ferdinand III. an den Fürsten Hans Anton von Eggenberg für 315,000 Gulden lehensweise übertragen. Als das Haus Eggenberg 1717 mit Hans Christian erlosch, fiel das Gradiscanische, das seine besondere Ständeschaft und Landesverfassung erhalten, wieder an den Kaiser zurück. 1754 glückten endlich die Vereinigungsversuche der Görzer; 13. Juli erschienen beiderlei Ständekörper wieder in einen verbunden. Von da an teilte es die Schicksale von Görz (s. Görz und Gradisca). Am 16. März 1797 nahmen die Franzosen G. ein und hielten es bis zum Frieden von Campo Formio, dann zum zweitenmal bis zum Traktat von Lüneville (1801) besetzt. Durch den Frieden von Preßburg österreichische Grenzfestung geworden, ging es bald (10. Okt. 1807) mit Monfalcone an das Königreich Italien verloren und erscheint 14. Okt. 1809 als ein Teil des Departements Illyrien dem Reich Napoleons einverleibt. 1813 fiel es wieder an Österreich zurück. Vgl. »Die Österreichisch-Ungarische Monarchie in Wort und Bild, Bd 10: Das Küstenland« (Wien 1891); Schreiner[205] in Ersch und Grubers Enzyklopädie, 57. Teil (Leipz. 1864). – 2) Soviel wie Gradiska (s. d.).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 8. Leipzig 1907, S. 205-206.
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