Himmelsbriefe

[347] Himmelsbriefe, Bezeichnung für Schutzbriefe, Amulette, angeblich von Jesus Christus verfaßt, die zur Bewahrung vor Hieb und Stich, vor Feuersgefahr[347] oder auch zur Beförderung des Kindersegens getragen werden. Die Idee des Himmelsbriefes als Form göttlicher Offenbarung ist uralt, bei Griechen, Römern wie Juden nachweisbar. Die gegenwärtig, gedruckt wie ungedruckt, umlaufenden, in Jerusalem z. B. am Heiligen Grab kaufbaren H. aller Sprachen gehen mehr oder minder deutlich auf eine um 580 in Spanien auftauchende Form zurück, die der Einschärfung der Sonntagsheiligung diente und weiterhin bei dem Gegner des Bonifatius, Aldebert, den Flagellanten und andern eine Rolle spielte. Das Gegenstück zu den Himmelsbriefen sind Höllenbriefe, von Luzifer verfaßt und als beißende Kritik den Erdbewohnern zusandt. Vgl. Zahn, Geschichte des Sonntags (Kiel 1878); Wattenbach, Über erfundene Briefe in Handschriften des Mittelalters, besonders Teufelsbriefe (in den Sitzungsberichten der Berliner Akademie, 1892); Delehaye, Note sur la légende de la lettre du Christ tombée du ciel (1899); A. Dieterich und W. Köhler in den »Hessischen Blättern für Volkskunde« (1902); »Archiv für Religionswissenschaft« (1902 u. 1903); »Der Pitaval der Gegenwart« (1903).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 9. Leipzig 1907, S. 347-348.
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