Hottinger

[577] Hottinger, 1) Johann Heinrich, namhafter Gelehrter, geb. 10. März 1620 in Zürich, gest. 5. Juni 1667, studierte in Genf, Groningen und Leiden orientalische Sprachen und Theologie, wurde, nachdem er England und Frankreich bereist hatte, 1642 in Zürich Professor der Kirchengeschichte, 1648 der Theologie und der orientalischen Sprachen, 1653 ordentlicher Professor der Rhetorik und Logik, 1655 der orientalischen Sprachen in Heidelberg, 1661 wieder in Zürich, wo er die Würde eines beständigen Rektors der Universität erhielt. Unter seinen zahlreichen Werken über semitische Sprachen, orientalische Geschichte und Altertumskunde, Kirchengeschichte und theologische Streitfragen sind hervorzuheben: »Historia ecclesiastica« (1651–67, 9 Bde.); »Thesaurus philologicus s. Clavis scripturae« (Zür. 1649, 3. Ausg. 1669) und sein »Etymologicon orientale, sive Lexicon haimonicum heptaglotton« (Heidelb. 1661). Vgl. Steiner, Der Züricher Professor J. H. H. in Heidelberg (Zürich 1886). – Sein Sohn Johann Jakob, Professor der Theologie in Zürich (geb. 1652, gest. 18. Dez. 1735), schrieb die geschätzte »Helvetische Kirchengeschichte« (Zürich 1698–1729, 4 Bde.) u. a.

2) Johann Jakob, Philolog, Urenkel des vorigen, geb. 2. Febr. 1750 in Hausen (Kanton Zürich), gest. 4. Febr. 1819 in Zürich, studierte in Zürich und Göttingen und wurde 1774 Professor in Zürich; 1814 legte er sein Lehramt nieder. Er hat sich als klassischer Philolog, Übersetzer, Belletrist und Biograph verdient gemacht. Mit Wieland und Jacobs vereinigte er sich zur Herausgabe des »Neuen attischen Museums« (Zür. 1802–10). Als Belletrist verfaßte er vaterländische Schauspiele, begründete die »Bibliothek der neuesten theologischen, philosophischen und schönen Literatur« (Zür. 1784–86), schrieb die Preisschrift »Versuch einer Vergleichung der deutschen Dichter mit den Griechen und Römern« (Mannh. 1789) u. a. Von seinen Biographien erwähnen wir: »Acroama de Bodmero« (Zür. 1783) und »Salomon Geßner« (das. 1796). Seine »Opuscula oratoria« (Zür. 1816) wie seine »Opuscula philosophica, critica atque hermeneutica« (Leipz. 1817) zeichnen sich durch ihre Latinität aus.

3) Johann Jakob, schweizer. Historiker, geb. 18. Mai 1783 in Zürich, gest. 17. Mai 1860, studierte Theologie in Zürich und bekleidete nach einem kurzen Aufenthalt in Leipzig (1806) eine Lehrerstelle an der Töchterschule, hierauf eine Professur an der Kunstschule seiner Vaterstadt. Als Erziehungsrat, Mitglied des Großen Rats und 1830–32 auch des Regierungsrats machte er sich um die Neugestaltung des Schulwesens verdient. 1833 ward er Professor der Geschichte an der Universität. Nach dem Tode des mit ihm befreundeten Glutz-Blotzheim setzte er Joh. v. Müllers »Schweizergeschichte« u. d. T.: »Geschichte der Schweizer Kirchentrennung« (Bd. 1 u. 2, Zür. 1825–29) fort. Er schrieb auch: »Huldreich Zwingli und seine Zeit« (Zür. 1842), »Vorlesungen über die Geschichte des Unterganges der Eidgenossenschaft der 13 Orte« (das. 1844), »Hans Konrad Escher von der Linth« (das. 1852), vollendete Bluntschlis »Geschichte der Republik Zürich« (Bd. 3, das. 1856), redigierte die »Schweizer Monatschronik« und gab mit Vögeli Heinrich Bullingers »Reformationsgeschichte« (Frauenfeld 1838–40, 3 Bde.), mit Escher das »Archiv für Schweizer Geschichte und Landeskunde« (Zür. 1827–1829, 2 Bde.) und mit Wackernagel und Gerlach das »Schweizerische Museum für historische Wissenschaften« (Frauenfeld 1837–39, 3 Bde.) heraus.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 9. Leipzig 1907, S. 577.
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