Juvenális

[400] Juvenális, Decimus Junius, röm. Dichter, um 60–140 n. Chr., aus Aquinum, Sohn oder Pflegling eines wohlhabenden Freigelassenen, scheint in jüngern Jahren als Offizier in fernen Gegenden (Ägypten und Britannien) gestanden zu haben und lebte etwa seit 90 als Rhetor in Rom. In seinen in fünf Büchern unter Trajan und Hadrian herausgegebenen 16 Satiren verrät den Rhetor das durchgängige Pathos, die langgedehnten Auseinandersetzungen, die Häufung der Beispiele und die sich breit machende Gelehrsamkeit. Das Motiv seiner satirischen Darstellung ist der heftige Unwille über die Verderbtheit des vornehmen Rom, die er mit den grellsten Farben schildert. Seine Lebensauffassung ist durchweg düster und pessimistisch. Im Altertum vielgelesen, stand er auch im Mittelalter als Ethicus in hohem Ansehen und gehörte zu den auf Schulen am meisten gelesenen Dichtern. Neuere Ausgaben von Heinrich (Bonn 1839, 2 Bde.), O. Jahn (kritische Hauptausgabe mit den Scholien, Berl. 1850; Text, 3. Aufl. von Bücheler, das. 1893). Weidner (2. Aufl., das. 1889), Friedländer (Leipz. 1895, 2 Bde.), Übersetzungen von v. Siebold (mit lat. Text und Erläuterungen, das. 1858), Hertzberg-Teuffel (Stuttg. 1864–67) und Hilgers (in Jamben, das. 1876). Vgl. Völker, J., ein Lebens- und Charakterbild (Elberf. 1851); Munding, Über die Satiren des J. in religiöser und sittlicher Beziehung (Rottweil 1865); Ribbeck, Der echte und der unechte J. (Berl. 1865); Widal, Juvénal et ses satires (Par. 1869); Dötsch, J., ein Sittenrichter seiner Zeit (Leipz. 1874).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 10. Leipzig 1907, S. 400.
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