Katarrh

[739] Katarrh (v. griech. katarrhein, »herabfließen«), Entzündungen der Schleimhäute des Körpers, die mit Absonderung von Schleim und Eiter auf der freien Schleimhautfläche einhergehen. Der K. gibt sich zu erkennen durch Rötung (Blutüberfüllung) und Schwellung der Schleimhaut, die mehr oder weniger durchfeuchtet erscheint, und deren Oberfläche mit einer Lage grauen. trüben oder glasigen Schleimes, unter Umständen mit Eiter überzogen ist. Es findet dabei massenhafte Abstoßung der Epithelzellen der Schleimhaut statt, die sich mit dem Schleim, dem überreichlich gebildeten Absonderungsprodukt der Schleimhaut und ihrer Drüsen, vermischen. Die Ursachen des Katarrhs sind Reize vielerlei Art, namentlich Erkältung (s. d.), Einwirkung von Staub, Rauch, reizenden Dämpfen, Jodgebrauch, in einzelnen Fällen spezifische Krankheitserreger, z. B. beim Tripper. Der K. verläuft bald akut, bald chronisch. Der chronische K. geht zwar auch mit mehr oder minder reichlicher Produktion eines oft sehr zähen und glasigen Schleims einher, aber die Schleimhaut erscheint dabei gewöhnlich schiefergrau gefärbt, bei langem Bestand stellt sich häufig Schwund (Atrophie) der Schleimhaut ein. Die Katarrhe der verschiedenen Schleimhäute führen zum Teil besondere Namen. z. B.: K. der Nasenschleimhaut oder Schnupfen, K. der Harnröhre oder Tripper, K. der Gebärmutter und Scheidenschleimhaut oder weißer Fluß etc. Über Darmkatarrh s. Darmentzündung. Wenn man von K. schlechthin spricht, so versteht man darunter die leichtern akuten Entzündungen der Schleimhaut der größern. Luftwege, des Kehlkopfes, der Luftröhre und ihrer Äste; s. Bronchialkatarrh. Höhere Grade von K., namentlich von Magen-, Darm- und Bronchialkatarrh, treten unter Fieberbewegungen ein (Katarrhfieber, Febris catarrhalis). Die übrigen Erscheinungen des Katarrhs sind je nach den ergriffenen Organen verschieden. Meist führt der K. zu Funktionsstörungen, so fehlt beim Schnupfen der Geruch, beim Magen- und Darmkatarrh ist Appetit und Verdauung gestört etc. Die Behandlung des Katarrhs hat vor allem die Einwirkung jeden Reizes auf die erkrankte Schleimhaut zu verhindern, so bei Augenbindehautkatarrh, bei Bronchialkatarrh mit Staub oder Rauch verunreinigte Luft, bei Magen- oder Darmkatarrh schwer verdauliche Speisen, zu kalte Getränke. Zur arzneilichen Behandlung namentlich des chronischen Katarrhs werden zusammenziehende Mittel (Alaun, Tannin) auf die kranke Schleimhaut gebracht. Gegen die Neigung zu K. der Luftwege empfehlen sich abhärtende Kuren, besonders kalte Abreibungen. Russischer K., epidemisches Katarrhfieber, soviel wie Influenza, s. Grippe.

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Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 10. Leipzig 1907, S. 739.
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