Kleiber

[107] Kleiber (Sitta L.), Gattung der Sperlingsvögel aus der Familie der Baumläufer (Certhiidae), gedrungen gebaute Vögel mit mittellangem, spitzem, auf der Firste geradem Schnabel, breiten, stumpfen Flügeln, kurzem, breitem Schwanz und kurzläufigen, sehr langzehigen Füßen mit großen, spitzen, stark gekrümmten Nägeln. Der K. (Blauspecht, Baumrutscher, Spechtmeise, Baumhacker, Maispecht, S. caesia Wolf, s. Tafel »Sperlingsvögel I«, Fig. 5) ist 16 cm lang, 26 cm breit, oben bleigrau, unten rostgelb, mit schwarzem Streifen an der Seite des Kopfes, an Kinn und Kehle weiß, an den seitlichen Weichen- und Unterschwanzdeckfedern kastanienbraun, an den Schwingen bräunlich schwarzgrau, an den mittlern Schwanzfedern graublau, an den übrigen schwarz mit aschgrauer Spitze. Er bewohnt das westliche Europa nördlich bis Dänemark und Westpreußen und soll auch in Nordafrika und Kleinasien vorkommen. Eine Abart, S. europaea Homeyeri Hart., findet sich von Ostpreußen und Polen durch die Ostseeprovinzen und Rußland bis zur Krim. Die nordische, merklich größere Form, der Nordkleiber (S. europaea L.), ist unterseits reinweiß. Der K. lebt paarweise oder in sehr kleinen Familien im Hochwald und in Parken, ist äußerst regsam und auf den Bäumen und besonders an den Stämmen in steter Bewegung, auf und ab und um die Stämme herumkletternd, um Insekten oder Spinnen zu erhaschen; er frißt aber auch Baumsämereien, Getreide, Hanf, Sonnenblumensamen etc. Zum Winter trägt er Vorrat zusammen und versteckt Nüsse in Rissen, Spalten, Dächern. Er nistet in Baumlöchern und verklebt deren Öffnung bis auf ein kleines Loch mit Lehm und Speichel; Mitte April legt das Weibchen 6–9 weiße, rot punktierte Eier (s. Tafel »Eier I«, Fig. 20), die es allein ausbrütet. Nach der Brutzeit schweift der K. in einem kleinen Gebiet umher. In der Gefangenschaft ist er leicht zu erhalten, lärmt und pocht aber ohne Unterlaß.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 11. Leipzig 1907, S. 107.
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