Lambert von Hersfeld

[75] Lambert von Hersfeld (früher irrtümlich L. von Aschaffenburg genannt), deutscher Geschichtschreiber des Mittelalters, wahrscheinlich aus Thüringen gebürtig, war ein vermögender Mann, erhielt eine ausgezeichnete Schulbildung und trat 1058 als Mönch in das Benediktinerkloster Hersfeld ein, unternahm eine Reise nach dem Gelobten Land und erwarb sich durch Abfassung historischer Werke und die Verbesserung der Disziplin seines Ordens Verdienste. Er starb um 1088 in Hersfeld (nach andern im Kloster Saalfeld). Sein erstes Werk, ein Epos über die Geschichte seiner Zeit, ist verloren gegangen; auch von seiner »Geschichte des Klosters Hersfeld« sind nur geringe Bruchstücke erhalten. Sein Hauptwerk, die »Annales« (1525 zum erstenmal gedruckt; jetzt in »Monumenta Germaniae historica, Scriptores«, Bd. 3 u. 5; auch besonders herausgegeben, 2. Aufl., Hannov. 1894; deutsch von Hesse, 2. Aufl., Leipz. 1880), der Geschichte der Welt von den ältesten Zeiten bis 1077 gewidmet, stellt nur die Zeit von 1040 an selbständig dar und wird erst von 1069 ab ausführlich. Es zeichnet sich durch Deutlichkeit und Anmut der Schreibart sowie durch geschickte Anordnung aus. L. ist über die gleichzeitigen Ereignisse, den Aufstand der Sachsen und den Beginn des Investiturstreits, ziemlich gut unterrichtet und bestrebt sich auch, unparteiisch zu sein. Er war Anhänger des Papsttums, und seine Beurteilung Heinrichs IV. daher ungerecht. Holtzmann hielt L. auch für den Verfasser des Annoliedes (s. d.); auch die »Vita Lulli« und das »Carmen de bello Saxonico« werden ihm zugeschrieben. Vgl. Lefarth, L. v. H. (Düsseld. 1872); Delbrück, Über die Glaubwürdigkeit Lamberts v. H. (Bonn 1873); Querner, Zur Frage nach der Glaubwürdigkeit Lamberts v. H. (Bern 1878); Ausfeld, L. v. H. und der Zehntstreit zwischen Mainz, Hersfeld und Thüringen (Marb. 1880); Pannenborg, L., der Verfasser des Carmen de bello Saxonico (Götting. 1889); Eigenbrodt, L. und die neuere Quellenforschung (Kassel 1896).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 12. Leipzig 1908, S. 75.
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