Lichtenberger

[516] Lichtenberger, 1) Friedrich, protest. Theolog. geb. 21. März 1832 in Straßburg, gest. 7. Jan. 1899 in Versailles, trat, seit 1858 im Dienste der Straßburger Kirche, 1864 in die dortige Fakultät ein. Nach dem Kriege wandte er sich nach Paris, wurde 1873 Pfarrer an der Kirche Taitbout und 1877 Professor an der neugegründeten protestantischen Fakultät daselbst. Unter seinen Schriften nennen wir: »Histoire des idées religieusesen Allemagne depuis le milieu du XIII '' siècle« (Par. 1873, 3 Bde.; 2. Aufl. 1887) und die von ihm herausgegebene »Encyclopédie des sciences religieuses« (das. 1876–82, 13 Bde.).

2) Ernest, Literarhistoriker, Bruder des vorigen, geb. 22. Sept. 1847 zu Straßburg i. E., besuchte das protestantische Gymnasium seiner Vaterstadt und das Lycée Louis Le Grand, studierte in Paris und Straßburg, erhielt 1878 das Amt eines Maître de Conférences in der philosophischen Fakultät zu Nancy und wurde 1880 in gleicher Stellung nach Paris an die Sorbonne berufen, wo er bald darauf zum Professor befördert wurde. Hier entwickelte L., der Ritter der Ehrenlegion ist, bis 1905 eine sehr ersprießliche Lehrtätigkeit, trug viel zum Verständnis deutschen Geisteslebens bei und zählt die namhaftesten französischen Germanisten zu seinen Schülern. Er schrieb: »Études sur les poésies lyriques de Goethe« (2. Aufl. Par. 1883); »Goetz de Berlichingen« (1884); »Études sur quelques scènes de Faust« (1899); »Le Faust de Goethe. Esquisse d'une méthode de critique impersonelle« (1905) u.a.

3) Henri, Literarhistoriker, Neffe des vorigen, geb. 12. März 1864 zu Mülhausen i. E. als Sohn des Architekten Emil L., besuchte das Gymnasium in Straßburg und Paris, studierte 1882–87 an der Sorbonne und an der Universität Straßburg deutsche[516] Literatur und Sprache, wurde 1887 in Nancy zum Maitre de Conférences, einige Zeit später zum Professor an der philosophischen Fakultät ernannt und folgte 1905 einem Ruf an die Sorbonne in Paris. Er schrieb: »Le poème et la légende des Nibelungen« (Par. 1891); »Histoire de la langue allemande« (1895); »La philosophie de Nietzsche« (1898, 9. Aufl. 1905; deutsche Ausgabe, eingeleitet und übersetzt von Elisab. Förster-Nietzsche, Dresd. 1899); »Richard Wagner poète et penseur« (1898, 3. Aufl. 1901; deutsch von F. v. Oppeln-Bronikowski, das. 1899); »H. Heine penseur« (1905; deutsch von Demselben, das. 1905). Seit 1905 ist L. Leiter der »Revue Germanique«.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 12. Leipzig 1908, S. 516-517.
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