Lykúrgos [3]

[898] Lykúrgos, Logothetis, neugriech. Freiheitskämpfer, geb. 1772 auf Samos, gest. 22. Mai 1851, erhielt seine Bildung in Konstantinopel, ward Sekretär des Hospodars der Walachei, Konstantin Ypsilantis, und bekleidete bei seinem Nachfolger Alexander Soutsos das Amt eines Schatzmeisters und Logotheten (Kanzlers). 1802 heimgekehrt, bekämpfte er erfolgreich die Willkürherrschaft der griechischen Archonten und des türkischen Gouverneurs von Samos, bis er von diesem als Hochverräter verhaftet wurde. Nach zwei Jahren begnadigt, floh er nach Smyrna. Nach dem Ausbruch des Freiheitskrieges erhob er 8. Mai 1821 in Samos die Fahne des Aufstandes. Auf Veranlassung der Chioten und im Auftrag des Demetrios Ypsilantis unternahm er im März 1822 nach Chios zur Befreiung der Insel vom türkischen Joch eine Expedition, die zu einer blutigen Katastrophe (s. Chios, S. 68) führte. Im Sommer 1824 war er die Seele des Widerstandes der Insel Samos gegen die Türken. Auch Kapo d'Istrias bestätigte ihn 1824 als Zivil- und Militärgouverneur der Insel[898] mit diktatorischer Gewalt und berief ihn in das Panhellenion. Als 1830 Samos von dem neubegründeten griechischen Staat ausgeschlossen wurde, machte L. die Rechte seiner Heimat geltend und erreichte wenigstens, daß die Insel zu einem Fürstentum unter dem unmittelbaren Schutz der Großmächte erhoben ward; die ihm angebotene Fürstenwürde schlug er aus. 1834 ging er nach Griechenland, wo er zum Generalleutnant und Senator ernannt wurde. – Sein Sohn Alexander, der in Halle studierte und an dem Altkatholikenkongreß in Bonn teilnahm, starb 1875 als Erzbischof von Syra.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 12. Leipzig 1908, S. 898-899.
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