Lykurgos

[647] Lykurgos, 1) Sohn des Dryas, König der Edoner, zeigte sich gegen Bakchos feindselig, indem er die Weintrunkenen bestrafte u. die neuen Weinpflanzen verwüstete, u. wurde deshalb von dem Gott geblendet. 2) L., Sohn des Aleos u. der Neära, König in Arkadien, tödtete den Areïphontes. 3) L., Sohn des Pernax, machte den Thebanischen Krieg mit u. kam in Kampf mit Amphiaraos, welchen Adrastos u. Tydeus trennten. 4) L., spartanischer Königssohn aus dem Hause der Prokliden, lebte um 880 od. 817 u. war Vormund seines Neffen Charilaos, mußte aber durch Verläumdung der königlichen Wittwe sein Vaterland verlassen. Er reiste nach Kreta, wo er die Gesetze des Minos kennen lernte, u. dann nach Kleinasien, woher er Homers Gesänge nach Griechenland brachte. Vom König nach Sparta zurückgerufen u. mit der Umgestaltung der Verfassung beauftragt, unterzog er sich, nachdem er die Billigung dazu vom Delphischen Orakel eingeholt hatte, diesem Geschäft, wobei er sich ganz an das alte dorische Wesen hielt u. deshalb manchen Widerstand erfuhr; über diese Verfassung (Lykurgische Gesetzgebung) s.u. Lakonika (Ant.) I. A). Um derselben eine lange Dauer zu sichern, ließ er die Spartaner schwören, vor seiner Rückkehr nichts an den Gesetzen zu ändern, reiste nach Delphi, u. als ihm das Orakel verkündigt hatte, daß Sparta bei Beobachtung dieser Gesetze zu großer Blüthe kommen würde, kehrte er, damit seine Landsleute an ihren Eid gebunden blieben, nicht wieder nach Sparta zurück, sondern lebte u. starb im Auslande (in Elis od. auf Kreta); vor seinem Tode befahl er, seine Asche in das Meer zu werfen, daß die Spartaner dieselbe nicht heim holen u. sich ihres Eides entbunden glauben könnten. In Sparta wurde ihm ein Heiligthum errichtet. 5) L., zur Zeit des Pisistratos Führer der aristokratischen Partei in Athen, s. Athen (Gesch.) III. 6) L., aus Athen, aus dem edeln Geschlechte der Eteobutaden, Sohn des Lykophron, geb. um 395 v. Chr., Freund des Demosthenes, Schüler des Platon u. Isokrates; bekleidete mehre Magistratsämter, namentlich war er 12 Jahre lang Staatsschatzmeister, welches Amt er mit Uneigennützigkeit u. zu großer Zufriedenheit des Volkes führte, u. war Alexanders des Großen standhafter Gegner. Er st. wahrscheinlich 329/8. Übrig ist von seinen (15) Reden eine gegen den Leokrates (welcher nach der Schlacht bei Chäronea sein Vaterland verlassen hatte), in der Taylorschen, Reiskeschen u. Beckerschen Sammlung der Griechischen Redner; einzeln herausgegeben von Melanchthon, Wittenb. 1545; G. Hauptmann, Lpz. 1753; Schulze, Braunschw. 1789; Heinrich, Bonn 1821; Becker, Magdeb. 1821; Osann, Jena 1821; Pinzger, Lpz. 1824; Korai, Par. 1826; G. A. Blume, 1828; Baiter u. Sauppe, Zür. 1834; Mätzner, Berl. 1836; Scheibe, Lpz. 1853; deutsch von Nüßlin, Manh. 1840; Fragmente der übrigen gesammelt von Kießling, Halle 1847. 7) Logothetis, geb. 1772 auf der Insel Samos, stand im Frühjahr 1821 an der Spitze des dortigen Aufstandes gegen die Türken, unternahm 1822 eine Expedition nach Chios, vertheidigte 1824–26 auf Samos, als Civil- u. Militärgouverneur mit dictatorischer Gewalt bekleidet, diese Insel siegreich gegen alle Angriffe der Türken u. rief, als Samos durch das Protokoll vom 3. Febr. 1730 vom Königreich Griechenland ausgeschlossen war, aufs Neue einen Aufstand hervor (s. Griechischer Freiheitskampf IX.); als die darauf folgenden Unterhandlungen zu keinem Resultate führten, kehrte er 1834 nach Griechenland zurück, wo er später Generallieutenant u. Senator wurde u. den 2. Mai 1851 starb.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 10. Altenburg 1860, S. 647.
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