Meisterkurse

[563] Meisterkurse, Einrichtungen zur sachlichen Fortbildung selbständiger Gewerbtreibender. Die ersten M. wurden 1884 in Baden abgehalten (für Gerber, Färber und Seifensieder), später auch für andre Gewerbe. In Preußen werden seit 1902 in Köln, Hannover und Posen, seit 1905 auch in Dortmund M. abgehalten und zwar für Schuhmacher, Schneider, Schreiner, Schlosser und Schmiede. Unterrichtsgegenstände dieser vier- bis achtwöchigen Kurse sind außer praktischem Arbeiten in den Meisterwerkstätten Fachzeichnen, kaufmännisches Rechnen, Kalkulation, Buchführung, Gesetzeskunde und Materialienlehre. Dauernde Rohstoffausstellungen und technische Exkursionen dienen zur Unterstützung des Unterrichts. Die Teilnehmer müssen das 24. Lebensjahr vollendet haben. Sie erhalten finanzielle Unterstützung vom Staat sowie von den Gemeinden und den Handwerkskammern. Die Kosten für derartige Kurse, die 25,000 Mk. für Einrichtung und 40,000 Mk. für jährliche Unterhaltung betragen, werden vom Staat, den Gemeinden und Handwerkskammern aufgebracht. Kurse von kürzerer Dauer werden von einzelnen Handwerkskammern abgehalten. In Bayern werden M. im Gewerbemuseum zu Nürnberg veranstaltet. In Österreich haben die M. in Wien große Bedeutung erlangt. Vgl. Simon, Das gewerbliche Fortbildungs- und Fachschulwesen in Deutschland (Berl. 1903).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 13. Leipzig 1908, S. 563.
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