Metallotherapie

[678] Metallotherapie (griech.), eine Heilmethode, die darin besteht, daß man Metallstücke verschiedener[678] Art (Gold-, Eisen-, Silber-, Blei-, Kupfer-, Zinkplatten) auf die Haut der gelähmten oder sonstwie erkrankten Körperstellen legt. Schon bei den alten ägyptischen, griechischen und arabischen Ärzten finden sich Mitteilungen über den äußern Gebrauch von Metallen zu Heilzwecken. Burg berichtete 1860 an die Académie de médecine über seine Beobachtungen an hysterischen, epileptischen und ähnlich kranken Frauen und beschrieb die höchst auffallende Erscheinung, daß das Auflegen gewisser ganz bestimmter Metalle, Gold, Kupfer, Zink etc., sofort eine Lähmung aufzuheben vermag, die wiederkehrt, sobald das Metallstück entfernt ist, ein Verhalten, das lediglich durch Ausprobieren (Metalloskopie) festgestellt werden kann. Burg ließ seine Patienten bis zur Heilung das für ihren Zustand wirksame Metall in Gestalt von Platten, breiten Ringen, Bändern, Korsettenarmatures de Burq«) etc. tragen. Die Behauptungen Burqs wurden durch eine in Paris 1879 von der Société de Biologie eingesetzte Kommission, mit Charcot an der Spitze, geprüft, bestätigt und erweitert. Die M. ergibt nach diesen Untersuchungen, daß (wohlverstanden bei Hysterischen) Lähmungen der Bewegungsmuskeln, eines Gliedes, einer ganzen Körperhälfte, Lähmungen der Sinnesnerven, wie des Gefühls-, des Gesichts- und Geruchsinnes, z. B. auch die vorübergehende Farbenblindheit der Hysterischen, durch Auflegen desjenigen Metalls, für das die Person reagiert, augenblicklich, wenn auch nur vorübergehend, gehoben werden können; in andern Fällen wird durch das Metallstück die Lähmung zwar sofort gelöst, allein in demselben Moment zeigt nun der entsprechende Körperteil der andern Seite dieselbe Lähmung. Diese Übertragung heißt Transfert. Die M. ist eine Suggestivmethode, die durch andre bequemere oder wirksamere Suggestivmethoden zurzeit größtenteils überholt ist. Vgl. Burg, M., Behandlung von Nervenkrankheiten durch Auflegen von Metallen (Leipz. 1854); Eulenburg, Metalloskopie und M. (Sonderdruck aus der »Wiener Medizinischen Presse«, 1879).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 13. Leipzig 1908, S. 678-679.
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