Nationaltheater

[446] Nationaltheater, im 18. Jahrh. aufgekommene Bezeichnung für Schaubühnen, die sich die Ausbildung der vaterländischen dramatischen Dichtkunst und Schauspielkunst zur Aufgabe stellten und demgemäß vorzugsweise einheimische Stücke von nationalem Charakter zur Darstellung brachten. Die erste Unternehmung dieser Art war das durch Lessings dramaturgische Mitwirkung berühmt gewordene N. in Hamburg, das 1767 von einer Anzahl patriotischer Bürger daselbst ins Leben gerufen wurde, aber schon nach zwei Jahren wieder einging. Andre Bühnen mit derselben Tendenz waren das von Joseph II. 1776 gegründete Theater an der Burg zu Wien und das vom Kurfürsten Karl Theodor von der Pfalz 1779 errichtete N. in Mannheim, dem Heribert von Dalberg vorstand, und wo die ersten Dramen Schillers ihre Uraufführung fanden. Auch das aus der Truppe des Schauspieldirektors Döbbelin (s. d.) entstandene königliche Theater in Berlin führte seit 1786 unter Leitung J. J. Engels und Ramlers, dann 1796–1814 unter Leitung Ifflands den Namen N. Von Bühnen des Auslandes gehören hierher das Théâtre-Français (s. d.) in Paris und aus neuerer Zeit das N. in Budapest, das tschechische in Prag, das polnische in Lemberg, das serbische in Belgrad, das kroatische in Agram, das (dänisch-) norwegische in Christiania und das griechische in Athen.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 14. Leipzig 1908, S. 446.
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