Rákosi

[581] Rákosi (spr. rākoschi), 1) Eugen (ursprünglich Kremser), ungar. Schriftsteller, geb. 12. Nov 1842 zu Acsád im Eisenburger Komitat, eignete sich unter großen Entbehrungen eine gediegene wissenschaftliche Bildung an, wandte sich dann der landwirtschaftlichen Praxis zu, verließ diese aber schon 1863 und ging auf gut Glück in die Hauptstadt, wo er sich zunächst an das Übersetzen Shakespeares machte. Sein Erstlingsdrama: »Ladislaus V.« (1864), blieb unbeachtet, jedoch hatte bald darauf (1866) sein Lustspiel »Äsopus« im Pester Nationaltheater einen namhaften Erfolg und machte R. zu einem Führer des literarischen »Jung-Ungarn«. Seitdem stand R. mit an der Spitze des publizistischen und schriftstellerischen Lebens in Ungarn; er schrieb eine Anzahl mehr oder minder erfolgreicher Bühnenwerke (unter dem Einfluß Shakespeares das poesievolle romantische Verslustspiel »Schule der Liebe«, 1883, die Tragödie »Andreas und Johanna«, 1885, u. a.), ferner Romane und Erzählungen, aber auch zahlreiche ästhetisch-kritische und politisch-polemische Artikel. 1875 wurde er Pächter des neuerbauten ungarischen Volkstheaters in Budapest, das von ihm bis 1881 mit großem materiellen und auch künstlerischem Erfolg geleitet wurde. Er gründete sodann das radikale Tageblatt »Budapesti Hirlap«, mit dessen Hilfe er sich zu einem der bedeutendsten und einflußreichsten Faktoren der ungarischen Publizistik emporschwang und mit rücksichtslosem Chauvinismus für den ungarischen imperialistischen Gedanken tätig ist. Sein Salonschauspiel »Ida« kam in Dresden zur Ausführung. Die ungarische Akademie ernannte R. 1892 zum Mitglied. 1902 wurde er zum lebenslänglichen Mitgliede des Magnatenhauses ernannt.

2) Victor, ungar. Schriftsteller, Bruder des vorigen. geb. 20. Sept. 1860 in Ukk (Zalaer Komitat), studierte in Budapest und betrat schon als Student die journalistische und schriftstellerische Laufbahn; er pflegt vornehmlich die humoristische Novelle. Von seinen Werken seien genannt die Romane: »Ein Hamlet auf dem Dorfe« (1887), »Verborgene Nester« (1891), »Ein Wintermärchen« (1892), »Bürgerkrieg« (1897),[581] »Morsche Holzkreuze« (1899), sämtlich in Budapest. Außerdem veröffentlichte R. zahlreiche Novellenbände und versuchte sich auch mit Erfolg als Bühnenschriftsteller. Eine Gesamtausgabe seiner Werke erschien in 16 Bänden 1904 in Budapest. R. ist Mitglied der Petöfi- und der Kisfaludy-Gesellschaft.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 16. Leipzig 1908, S. 581-582.
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