Renard

[798] Renard (spr. rönār), 1) Alphonse, Mineralog und Geolog, geb. 28. Sept. 1842 zu Renaix in Flandern, gest. 9. Juli 1903 in Brüssel, trat in den Jesuitenorden, studierte seit 1867 an der Abtei Laach in Rheinpreußen und widmete sich den Naturwissenschaften. Er wurde 1877 Konservator am Naturwissenschaftlichen Museum in Brüssel, trat 1882 aus dem Jesuitenorden aus und wurde 1887 Professor der Geologie in Gent. R. beschrieb die von der Challenger-Expedition auf den ozeanischen Inseln gesammelten GesteineReport on the petrology of Oceanic Islands«, Lond. 1889) und untersuchte auch mit Murray die auf derselben Expedition gesammelten Tiefseeabsätze. Außerdem schrieb er: »Mémoire sur les caractères minéralogiques et stratigraphiques des roches dites plutoniennes de la Belgique et de l'Ardenne française« (mit La Vallée-Poussin, Brüssel 1877); »Réactions microchimiques à cristaux et leur applicationen analyse qualitative« (mit Klément, das. 1886).

2) Georges François, franz. Schriftsteller, geb. 21. Nov. 1847 in. Amillis (Seine-et-Marne), trat nach Absolvierung des Lycée Napoléon in die Pariser Normalschule ein, diente im Kriege 1870 als Freiwilliger und wurde nach seinem Übertritt zur Kommune Sekretär Rossels im Kriegsministerium. Nach der Besiegung der Kommune flüchtete er in die Schweiz und wurde 1875 Professor der französischen Literatur an der Akademie von Lausanne. Die Académie Française bewirkte, nachdem sie sein Gedicht »La poésie de la science« (1879) mit einem Preise gekrönt, die Aufhebung seiner Verbannung. R. wurde Professor an der École Monge zu Paris, folgte aber 1887 einem Ruf an die neugegründete Universität von Lausanne. Als Schriftsteller ragt er durch seine Naturschilderung hervor, so in den »Croquis champêtres« (1887) und »Autour du Léman« (1891), wendete sich aber immer mehr der sozialen Frage zu und trat für die sozialistischen Doktrinen ein, so in den »Études sur la France contemporaine« (1888) und in »Paroles d'Avenir« (1904), auch in den kritischen Schriften: »Les princes de la jeune critique« (1890), »Critique de combat« (1892–96) und »Méthode scientifique de la critique littéraire« (1900).

3) Jules, franz. Schriftsteller, geb. 1864 in Châlons (Mayenne) als Sohn eines Bauunternehmers, anfangs zum Lehrfach bestimmt, dann Beamter in Paris, lebt meist auf seinem Landgut der Nièvre, wo er als Maire für die Aufklärung der Bauern wirkt. Als seiner, oft etwas grausamer Humorist erwies sich R. in den Skizzen »Sourires pincés« (1890) und dem Roman »L'Ecornifleur« (1891; dramatisiert als »Monsieur Vernet«, 1903), der Kindergeschichte »Poil de Carotte« (1894, dramatisiert 1900), dem geistvollen Einakter »Le plaisir de rompre« (1897), den Beobachtungen aus dem Landleben »Le vigneron dans sa vigne« (1900) und »Bucoliques« (erweiterte Neuausgabe 1905).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 16. Leipzig 1908, S. 798.
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