Runge

[266] Runge, 1) Philipp Otto, Maler, geb. 23. Juli 1777 in Wolgast, gest. 2. Dez. 1810 in Hamburg, bildete sich hier bei Herterich und Hardorff, dann auf der Kopenhagener Akademie unter dem Bildnismaler Jens Juel und 1801–04 auf der Akademie in Dresden, wo er in vertrauten Umgang mit K. D. Friedrich und den Romantikern Tieck und Schlegel trat, und lebte dann wieder in Hamburg. R. ist eine der eigenartigsten Erscheinungen aus der Anfangszeit der neuen deutschen Kunst. In seiner »Farbenkugel« (Hamb. 1870), seinen schriftstellerischen Entwürfen, Tagebüchern etc. (als »Hinterlassene Schriften«, hrsg. von seinem Bruder, das. 1840, 2 Bde.) hat er manche Theorien aufgestellt oder wenigstens vorgeahnt, die erst viel später Gemeingut der modernen Kunst wurden, in seinen Bildern diese Theorien aber nur unvollkommen zum Ausdruck bringen können. Seine Bildnisse im Freien, von denen sein Selbstbildnis mit seiner Frau und seinem Bruder (1804), die Hülsenbeckschen Kinder (1805), die Eltern des Künstlers (1806) die hervorragendsten sind, sind herb in Farbe und Zeichnung, aber voller Empfindung und zum Teil von einer gewissen Großartigkeit der Auffassung. Von dem mystisch-symbolischen Zyklus der vier Tageszeiten, der sein Hauptwerk werden sollte, ist nur der Morgen (1808) fertig geworden. Vortrefflich sind seine ornamentalen Zeichnungen und Silhouetten (»Ausgeschnittene Blumen und Tiere in Umrissen«, Hamb. 1843). Die genannten Werke und der größte Teil seiner Studien befinden sich in der Hamburger Kunsthalle.

2) Friedrich Ferdinand, Chemiker, geb. 8. Febr. 1795 in Billwärder bei Hamburg, habilitierte sich als Privatdozent in Berlin, lebte längere Zeit in Paris, erhielt 1825 eine Professur in Breslau und lebte dann als Beamter, später als Pensionär der Seehandlung in Oranienburg, starb daselbst 25. März 1867. Er entdeckte das Anilin und sah zuerst farbige Abkömmlinge des Anilins, auch untersuchte er die Produkte der trockenen Destillation, die Bestandteile des Krapps etc. Er schrieb: »Farbenchemie« (Berl. 1834, 3 Bde.); »Chemisch-technische Monographie des Krapps« (das. 1845); »Grundriß der Chemie« (Münch. 1847–48, 2 Bde.); »Der Bildungstrieb der Stoffe, veranschaulicht in selbständig gewachsenen Bildern« (Oranienburg 1859); »Hauswirtschaftliche Briefe« (Berl. 1867).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 17. Leipzig 1909, S. 266.
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