Sorau

[619] Sorau, 1) Kreisstadt im preuß. Regbez. Frankfurt, Knotenpunkt der Staatsbahnlinien Sommerfeld-Liegnitz, Kottbus-Sagan und S.-Grünberg, 160 m ü. M., besteht aus dem Schloßbezirk, mit dem alten Schloß (von 1207) und dem daneben erbauten neuen Schloß (von 1716, jetzt Lokal der Behörden) nebst der Peterskirche (um 1200 erbaut), und der eigentlichen Stadt. Von den zu gottesdienstlichen Zwecken bestimmten Gebäuden (3 evangelische, eine altlutherische, eine katholische und eine altkath. Kirche und eine Synagoge) sind zu nennen: die evangelische Hauptkirche (aus dem 14. Jahrh., 1870 restauriert), die Schloß- und Klosterkirche (1728 neu gebaut) und die Grabigerkirche; von sonstigen Bauwerken: das Rathaus und das Waldschloß (von 1557). Öffentliche Plätze sind: der Kaiserplatz mit dem Kriegerdenkmal und der Bismarckplatz mit Bismarck- und Moltkedenkmal. In den Anlagen der Promenade sind die Bronzedenkmäler der Kaiser Wilhelm I. und Friedrich III. aufgestellt. Die Bevölkerung beträgt (1905) 16,410 Seelen, darunter 1412 Katholiken und 90 Juden. S. hat 4 Tuchfabriken (1000 Arbeiter), 16 Leinenfabriken (3700 Arbeiter), eine Porzellanfabrik, 3 Eisengießereien und Maschinenbauanstalten, Färberei, Druckerei, Ziegel- und Drainröhrenfabrikation, Porzellanmalerei, Bierbrauerei, Kunst- und Handelsgärtnerei. Den Handel unterstützen eine Handelskammer und eine Reichsbanknebenstelle. S. hat ein Gymnasium, eine höhere Fachschule für Textilindustrie, ein Waisenhaus und eine Irrenanstalt und ist Sitz eines Amtsgerichts und einer Oberförsterei. In der Umgegend zahlreiche Braunkohlengruben. – S., seit 1260 Stadt, gehörte bis 1355 den Burggrafen von Dewin, kam dann an die Burggrafen von Biberstein, die auch in der Umgebung Besitz erwarben und die Herrschaft S. daraus bildeten. Letztere gehörte 1490–1512 zu Kursachsen. fiel nach dem Aussterben der Burggrafen von Biberstein 1551 an König Ferdinand I. von Böhmen, der sie 1557 nebst der Herrschaft Triebel an das Geschlecht von Promnitz verkaufte, bis dessen letzter Sprößling beide 1765 gegen eine Leibrente von 12,000 Tlr. an Kursachsen abtrat. 1815 kam S. an Preußen. Vgl. Worbs, Geschichte der Herrschaften S. und Triebel (Sorau 1826); Saalborn, Beiträge zur Chronik der Stadt S. (das. 1876, Heft 1). – 2) Stadt in Oberschlesien, s. Sohrau.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 18. Leipzig 1909, S. 619.
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