Kottbus

[544] Kottbus (Cottbus), Stadt (Stadtkreis) im preuß. Regbez. Frankfurt, an der Spree, 75 m ü. M., hat 4 evangelische und eine kath. Kirche, eine Synagoge und (1900) mit der Garnison (2 Bataillone Infanterie Nr. 52) 39,322 Einw., davon 2182 Katholiken und 371 Juden. Die Industrie erstreckt sich in erster Linie auf die hier seit Jahrhunderten blühende Tuchfabrikation, in der 1903 über 6000 Arbeiter tätig waren, die 200,000 Stück Tuch im Werte von 33 Mill. Mk. herstellten. Sonst hat die Stadt noch Wollspinnerei, Lein- und Segeltuchweberei, Färberei, Fabrikation von Smyrnateppichen, Wollfilzhüten, Dampfkesseln, Maschinen, Dachpappe, Rohrgeweben, Draht, Preßhefe, Essigsprit, Salmiak, Seife, Malz, Tabak und Zigarren, Bierbrauerei, Branntweinbrennerei, Eisengießerei, Ziegelbrennerei, Dampfsägemühlen, eine Eisenbahnhauptwerkstatt, ein Elektrizitätswerk etc. Der Handel, unterstützt durch eine Handelskammer und eine Reichsbankstelle (Umsatz 1904: 492,1 Mill. Mk.) und andre öffentliche Bankinstitute, ist besonders in Tuch, Getreide, Ölen, Fetten, Petroleum und Spedition bedeutend. Alljährlich findet im Mai ein Wachs- und im September ein Karpfenmarkt statt. Den Verkehr in der Stadt vermittelt eine elektrische Straßenbahn. Für den Eisenbahnverkehr ist die Stadt Knotenpunkt der Staatsbahnlinien Berlin-Görlitz, Bentschen-K., Halle-K., K.-Sagan, Großenhain-Frankfurt a. O. und der Lübben-Kottbuser Kreisbahn. K. hat ein Gymnasium, Realschule, Präparandenanstalt, eine höhere Fachschule für Textilindustrie, Diakonissenanstalt (Salem), ein Stift für Waisen und verarmte Männer und Frauen (Riedelstift) etc. und ist Sitz eines Landgerichts, des Landratsamtes für den Landkreis K., eines Hauptsteueramtes, von zwei Berginspektionen etc. Die städtischen Behörden zählen 13 Magistratsmitglieder u. 45 Stadtverordnete. Zum Landgerichtsbezirk K. gehören die 12 Amtsgerichte zu Dobrilugk, Finsterwalde, Kalau, Kirchhain i. L., K., Lieberose, Lübben, Lübbenau, Luckau, Peitz, Senftenberg und Spremberg. In der Nähe liegen Schloß Branitz (s. d.) und im Stadtwald eine von der Invaliditäts- und Altersversicherungsanstalt für die Provinz Brandenburg erbaute Lungenheilstätte für Frauen. – K., zuerst 1126 urkundlich genannt, bildete seitdem eine Privatherrschaft, die 1445 vom Kurfürsten Friedrich II. von Brandenburg durch Kauf erworben, und deren Besitz im Frieden von Guben 1462 bestätigt wurde. Es besaß seit dem 14. Jahrh. Münzgerechtigkeit. 1807–13 gehörte es zum Königreich Sachsen. Vgl. Liersch, Forschungen über die früheste Geschichte der Stadt K. (Kottb. 1887).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 11. Leipzig 1907, S. 544.
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