Trautenau

[681] Trautenau, Stadt in Böhmen, 418 m ü. M., am Fuße des Riesengebirges, an der Aupa und an den Linien Chlumetz-Parschnitz und T.-Freiheit-Johannisbad der Österreichischen Nordwestbahn gelegen, Sitz einer Bezirkshauptmannschaft und eines Bezirksgerichts, hat eine schöne Erzdechanteikirche (1768 umgebaut), eine evang. Kirche, Denkmäler Josephs II., des hier gebornen Dichters Uffo Horn (gest. 1860) und Kudlichs (s. d.), ein Rathaus, einen Stadtpark, einen Rübezahl- und einen Lindwurmbrunnen, eine Oberrealschule, eine Lehrerbildungsanstalt, eine Acker- und Flachsbauschule, ein Museum, große Flachsspinnereien, eine Jutemanufaktur, Leinen- und Baumwollwarenfabriken, Maschinenfabrik und Eisengießerei, Holzrouleau-, Seifen- und Kerzenfabrik, Kunstmühle, Bierbrauerei, Papier- und Papierwarenfabriken, Dampfsägen, Flachs-, Garn-, Leinwand- u. Getreidehandel, drei Bankfilialen, Sparkasse, ein Krankenhaus, Schlachthaus, Elektrizitätswerk und (1900) 12,695, mit den Vororten Krieblitz und Niederaltstadt 14,791 deutsche Einwohner. – T. wurde 1264 von deutschen Kolonisten besiedelt, 1340 zur Stadt und 1436 zur königlichen Leibgedingstadt erhoben. Es wurde wiederholt zerstört (zuletzt 1861 durch eine große Feuersbrunst) und bildete während des österreichisch-preußischen Krieges im Sommer 1866 den Schauplatz wiederholter Kämpfe. Am 27. Juni wurde das 1. preußische Korps unter Bonin beim Einrücken in Böhmen bei T. vom 10. österreichischen Korps unter Gablenz zurückgeschlagen. Die Österreicher verloren 183 Offiziere und 4231 Mann an Toten und Verwundeten nebst 373 unverwundeten Gefangenen, die Preußen 56 Offiziere und 1282 Mann. Im zweiten Gefecht von T., mit den Nebengefechten bei Soor (s. d.), bei Burkersdorf und Rüdersdorf, ward das 10. österreichische Korps unter Gablenz 28. Juni von der preußischen Garde geschlagen und verlor 123 Offiziere und 3696 Mann, während die Garde nur 28 Offiziere und 685 Mann einbüßte. Zur Erinnerung an diese Kämpfe wurden Kriegerdenkmäler am Kapellenberg und ein Obelisk auf der Gablenzhöhe (505 m), wo Gablenz auch seit 1905 begraben ist, errichtet. Vgl. Simon Hüttels »Chronik der Stadt T. 1484–1601« (bearbeitet von Schlesinger, Prag 1881); Roth, Achtzig Tage in preußischer Gefangenschaft und die Schlacht bei T. 27. Juni 1866 (3. Aufl., Prag 1868; neue Ausg., Traut. 1895); Kühne, Das Gefecht bei T. (Heft 3 der »Kritischen und unkritischen Wanderungen«, 4. Aufl., Berl. 1891), weitere Schriften über die Gefechte von Schmitt (Gotha 1892), Strobl (Wien 1901), Herrmann (Laibach 1904), Regensberg (Stuttg. 1905).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 19. Leipzig 1909, S. 681.
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