Trikupis

[717] Trikupis, 1) Spyridon, griech. Gelehrter und Staatsmann, geb. 20. April 1788 in Missolunghi, gest. 24. Febr. 1873, ward von Lord North (später Graf Guilford) zur Ausbildung nach Paris und London gesandt, dann dessen Privatsekretär, als jener Gouverneur der Ionischen Inseln wurde. Im griechischen Freiheitskampf bekleidete er, mit Ausnahme der Zeit, wo Kapo d'Istrias Präsident war, die wichtigsten Posten in der Verwaltung und der Diplomatie. Er war unter der Regentschaft Konseilpräsident, nach dem Regierungsantritt des Königs Otto 1835–38 und 1841–43 Gesandter in London, nach der Revolution vom 15. Sept. 1843 Minister des Auswärtigen und des öffentlichen Unterrichts, von 1844–49 Vizepräsident des Senats, 1850 Gesandter in Paris und dann zum drittenmal in London. Während der 1860er Jahre war er wieder verschiedene Male Mitglied kurzlebiger Ministerien. Eine große Anzahl seiner während der Revolution gehaltenen Reden, religiösen wie politischen Inhalts, wurde 1836 in Paris herausgegeben. Von ihm stammt auch das Kriegsgedicht auf die Klephten: »Ὁ δῆμος. Ποίημα κλεπτικόν« (Par. 1821). Sein Hauptwerk ist die Geschichte des hellenischen Aufstandes (»Ἱστορία τῆς ἑλληνικῆς ἐπαναστάσεως«, Lond. 1853–57, 4 Bde.; 2. Aufl. 1862).

2) Charilaos, griech. Staatsmann, Sohn des vorigen, geb. 23. Juli 1832 in Nauplia, gest. 11. April 1896 in Cannes, studierte in Athen und Paris die Rechte, trat 1852 in den diplomatischen Dienst und schloß 1865 den Vertrag mit England über Abtretung der Ionischen Inseln ab. Als Mitglied der Kammer schloß er sich der radikalen Partei an, war 1867–72 Minister des Auswärtigen und 1874–75 Ministerpräsident, 1877 Minister des Äußern, 1882–85, 1886 bis 1890 und 1892–95 Ministerpräsident.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 19. Leipzig 1909, S. 717.
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