Türkischrot

[831] Türkischrot (Adrianopelrot, Indischrot), ein mit Krapp oder Alizarin auf Baumwolle hergestelltes, sehr schönes und dauerhaftes Rot. Die Türkischrotfärberei stammt aus Indien und kam aus dem Orient um die Mitte des 18. Jahrh. nach Frankreich. Als Vorbeize dient ein zum Ranzigwerden geneigtes Olivenöl (Tournantöl), das man in Sodalösung zu einer Emulsion verteilt. Die Garne und Gewebe werden mit dieser Weißbeize getränkt, in lustigen Gängen getrocknet, nach etwa einer Woche gewaschen und wieder mit der Beize behandelt. Dies Verfahren wiederholt man fünfmal und öfter, und erst dann folgt das Beizen mit Tonerdesalzen, das Ausfärben etc. Gegenwärtig benutzt man Ölbeizen, die aus Olivenöl, Baumwollsamenöl, Erdnußöl, Ölsäure und Rizinusöl durch Behandeln mit Schwefelsäure hergestellt werden (Türkischrotöle). Man verdünnt die Mischung mit Wasser, fügt Natronlauge zu, mischt, entfernt die wässerige Flüssigkeit nach dem Absetzen und neutralisiert das Öl mit Natronlauge oder Ammoniak. Die so erhaltene Beize gibt mit Wasser eine etwas trübe, aber homogene Flüssigkeit, die man auf dem Gewebe trocknen läßt. Zur Herstellung der Rizinusölbeize braucht man weniger Schwefelsäure, und es genügt wiederholtes Auswaschen mit gesättigter Kochsalzlösung. Die Beize wird ohne weiteres oder nach dem Neutralisieren mit Natronlauge oder Ammoniak benutzt. Die Ölbeizen enthalten Glyzerinschwefelsäureester von Oxyfettsäuren, die in Wasser löslich sind, während in dem unlöslichen Teil unveränderte Ölsäure, Oxystearinsäure, auch wohl Oxyolsäure vorhanden sind. Beim Verhängen mit Ölbeize gebeizter Stoffe scheiden sich Oxystearinsäure und Oxyolsäure aus und verbinden sich mit der Faser. Bei nachfolgender Behandlung mit Tonerdesalzen entsteht auf der Faser eine unlösliche Tonerdeseife, welche die eigentliche Grundlage des T. bildet. Das letztere entsteht, indem ein Teil der in dem Tonerdesalz noch vorhandenen Hydroxylgruppen durch Alizarin ersetzt wird. Basische Anilinfarbstoffe werden von der Ölbeize als Rizinoleate in der Faser niedergeschlagen. Da diese wie alle Seifen amorph sind, so überziehen sie in zusammenhängender Schicht die Faser und erscheinen glänzender als die in kristallinisch körniger Form ausgeschiedenen sonstigen Verbindungen der gleichen Farbstoffe.

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Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 19. Leipzig 1909, S. 831.
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