Vanād

[1003] Vanād (Vanadin) V, Metall, findet sich, mit Sauerstoff verbunden, als Vanadinsäureanhydrid (Vanadinocker) und als Vanadinsäuresalz in mehreren seltenen Mineralien, im Mottramit (vanadinsaures Blei mit vanadinsaurem Kupfer) und dem kalifornischen Roscoelith (einem dem Muskovit nahestehenden Mineral), außerdem weitverbreitet, aber nur in geringen Mengen, in manchen Tonen, Anthraziten, in vielen Erzen und daher in vielen Produkten der chemischen Großindustrie, in Soda, Ätznatron, Pottasche, Natriumphosphat, namentlich in Eisenschlacken (Thomasschlacke enthält 1–2 Proz. V.), auch in Rübenmelasse. Durch Glühen des Chlorürs im Wasserstoffstrom und durch Elektrolyse der salzsauren Lösung eines Alkalivanadats erhält man reines V. Im großen stellt man es nach dem Goldschmidtschen Thermitverfahren mit Aluminium dar. Alle Verfahren, bei denen das Material mit Kohle in Berührung kommt, liefern kohlenstoffhaltiges V. Das V. ist grau, kristallinisch, spez. Gew. 5,5, Atomgewicht 51,2, schwer schmelzbar, oxydiert sich langsam an der Luft, verbrennt bei Rotglut an der Luft zu Oxyd, löst sich in konzentrierter Schwefelsäure und mit blauer Farbe in Salpetersäure und gibt mit schmelzendem Ätznatron vanadinsaures Natron. Man benutzt V. in der Stahlfabrikation zur Erhöhung der Härte des Stahls, auch sind Kupfer- und Aluminiumlegierungen dargestellt worden. Vanadinpentoxyd (Vanadinsäureanhydrid) V2O5 bildet rotbraune, metallglänzende, geschmack- und geruchlose Kristalle und gibt mit etwa 1000 Teilen Wasser eine gelbe, geschmacklose, sauer reagierende Lösung. Andre Oxyde sind V2O, VO, V2O3 und VO2, mit Stickstoff bildet V. zwei Nitride, VN und VN2, die mit Wasser und mit Alkalien Ammoniak entwickeln. Die Lösung des Pentoxyds in Ammoniak liefert farblose, wasserfreie, kristallinische Krusten von vanadinsaurem Ammoniak (Ammoniumvanadinat, -Vanadat) NH4VO3, das in Wasser schwer, in Alkohol und konzentrierter Salmiaklösung nicht löslich ist, Galläpfelaufguß tiefschwarz färbt, beim Erhitzen unter Verlust von Ammoniak erst gelb, dann rostbraun wird und mit Wasserstoffsuperoxyd Ammoniumpervanadat NH4VO4 liefert. Man benutzt es zur Darstellung von Anilinschwarz (Vanadinschwarz), auch wurde es zum Schwarzfärben mit Blauholz und zur Bereitung schwarzer Tinte empfohlen. Aus einer Lösung von Kupfervitriol und Salmiak scheidet sich auf Zusatz des Salzes bei 75° Vanadinsäure HVO3 in goldglänzenden Schuppen aus. Dies Präparat (Vanadinbronze) kann als Surrogat der echten Goldbronze benutzt werden. V. wurde 1830 von Sefström in schwedischen Eisensorten entdeckt. Wöhler wies die Identität des 1804 von Del Rio aus dem Bleierz von Zimapan dargestellten Erythroniums mit V. nach. Vgl. v. Klecki, Analytische Chemie des Vanadins (Hamb. 1894); Ephraim, Das V. und seine Verbindungen (Stuttg. 1904); Nicolardot, Le Vanadium (Par. 1905); Prandtl, Die Literatur des Vanadins 1804–1905 (Hamb. 1906).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 19. Leipzig 1909, S. 1003.
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