Vanilla

[1006] Vanilla Swartz (Vanille), Gattung der Orchideen, hochkletternde Pflanzen mit langen Internodien, je einer Luftwurzel an jedem Knoten, wechselständigen, oblongen, meist fleischigen Blättern, oft nur mit Schuppenblättern, einer großen endständigen und mehreren achselständigen Blütentrauben, die zusammen eine große Rispe darstellen. Die lange, schotenartige, bei der Reise etwas fleischige Frucht springt von der Spitze zweiklappig auf und ist mit balsamischem, von sehr kleinen Samen strotzendem Mus erfüllt. Etwa 20 Arten in allen tropischen Gebieten. V. planifolia Andr., s. Tafel »Gewürzpflanzen«, Fig. 8, mit Text. Die Früchte dieser Pflanze, die Vanille des Handels, enthält Fett, Wachs, Harz, Gummi und Zucker und als Träger ihres Aromas Vanillin (mexikanische Vanille 1,7, Bourbonvanille 2,48, Javavanille 2,75 Proz.), das sich oft in feinen, seidenglänzenden Kristallnadeln auf der Vanille ausscheidet. Der balsamische Überzug der Samen stimmt chemisch wahrscheinlich mit Perubalsam überein. Mexiko deckt den Bedarf für den amerikanischen Markt. Nach Europa gelangt besonders V. von Réunion und Mauritius. Man benutzte die Vanille früher als Arzneimittel bei Nervenleiden, Hysterie, Hypochondrie, als Aphrodisiakum etc.; gegenwärtig dient sie fast nur als Gewürz zu Schokolade, Gefrornem, süßen Speisen und in der Parfümerie (besonders die Tahitivanille). Die Einfuhr in Deutschland betrug 1905: 797 dz, die Ausfuhr 45 dz. V. Pompona Schied., in Mexiko, Guayana, Kolumbien, liefert die V. de la Guayra (Vanillon), die minder angenehm duftet als echte Vanille. Den Gebrauch der Vanille zum Würzen der Schokolade trafen die Spanier schon bei der Eroberung Mexikos an, und alsbald gelangte sie auch nach Europa; doch kannte Clusius 1602 weder Vaterland noch Gebrauch der Pflanze. Der Genuß mit Vanille gewürzter Speisen (Crême, Eis) hat häufig Vergiftungen herbeigeführt. Vanille enthält keine giftigen Bestandteile, Vanillin ist auch in großen Dosen indifferent, es fördert aber die Entwickelung gewisser Bakterien und kann daher die Zersetzung von Milch, die ohnehin dem Verderben nahe ist, begünstigen. Vanillespeisen sollten nur aus frischen Materialien hergestellt und nicht aufbewahrt werden. Vgl. de Briefe, De vanille (Leiden 1856); Delteil, La vanille, sa culture, etc. (5. Aufl., Par. 1901); Lecomte, Le vanillier, sa culture, etc. (mit Chalot, das. 1901).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 19. Leipzig 1909, S. 1006.
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