Weihrauch [1]

[478] Weihrauch (Olibanum, Thus), Gummiharz, der aus Einschnitten in den Stamm verschiedener Boswellia-Arten in Nordostafrika, nahe dem Kap Gardafui und auf einem beschränkten Saum der mittlern Südostküste Arabiens fließende milchähnliche (daher der Name olibanum, v. hebräischen lebonah, »Milch«) erhärtete Saft. W. bildet fast farblose, hellgelbe oder bräunliche, weiß bestäubte, durchscheinende Körner, ist leicht zerreiblich, im Bruch wachsartig, erweicht im Mund, schmeckt terpentinartig und schwach bitter, riecht aromatisch, besonders beim Erwärmen, und besteht aus Harz, Gummi und ätherischem Öl. W. dient als Räuchermittel in der römisch- und griechisch-katholischen Kirche, sehr selten als Arzneimittel. Die Benutzung des Weihrauchs in den Tempeln reicht ins höchste Altertum zurück; Phöniker und Ägypter bezogen ihn als eine der größten Kostbarkeiten aus Arabien, und nach einer Inschrift am Tempel von Dayr el Bahri wurden auch lebende Weihrauchpflanzen zu Schiff herbeigeführt und dem Ammon geweiht. Die Araber zahlten einen jährlichen Tribut in Form von W. an Dareios. Auch im hebräischen und griechischen Altertum wurde W. in den Tempeln benutzt, in Rom wurde er ebenfalls beliebt, und Nero verbrauchte eine ungeheure Menge beim Begräbnis der Poppäa. Im Mittelalter blieb W. in der Kirche in hohem Ansehen und diente bei den mannigfaltigsten Zeremonien. Bedeutende Quantitäten verbrauchen die Chinesen, die den W. seit dem 10. Jahrh. von den Arabern erhielten.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 20. Leipzig 1909, S. 478.
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