Zoologische Stationen

[992] Zoologische Stationen (biologische Stationen), wissenschaftliche Anstalten zum Studium der Meeresbewohner in lebendem Zustand, daher stets an der Küste gelegen. Die erste wurde von Anton Dohrn 1872 in Neapel gegründet und wird noch von ihm geleitet. In ihr, die mit einem großen öffentlichen Aquarium verbunden ist, sind etwa 50 Arbeitsplätze, ausgerüstet mit allen Gerätschaften und Chemikalien zur morphologischen, chemischen und physiologischen Untersuchung, an verschiedene Regierungen, Universitäten oder andre Körperschaften vermietet und werden von diesen auf Monate oder Jahre mit Forschern besetzt. Letztern wird das von ihnen zum Studium gewünschte Material (Tiere und Pflanzen) in lebendem Zustand gebracht; in diesem können sie es auch durch geeignete Vorrichtungen erhalten und beobachten, es zu Versuchen verwenden etc. Die zoologische Station in Neapel hat ferner eine Fachbibliothek von mehr als 13,000 Bänden. Die Fischerei und die Durchforschung der Fauna und Flora des Golfs geschieht mit zwei kleinen Dampfern und einem Taucherapparat. Ferner liefert die zoologische Station gut konservierte Tiere und Pflanzen nach auswärts und gibt drei Zeitschriften heraus: »Fauna und Flora des Golfs von Neapel« (seit 1880), »Mitteilungen aus der Zoologischen Station« (seit 1879) und »Zoologischer Jahresbericht« (seit 1879). – Später sind zahlreiche z. S. in allen Erdteilen gegründet worden. Von europäischen ist unter diesen die bekannteste eine der französischen, nämlich die in Roscoff an der bretagnischen Küste, gleichfalls mit Staatsunterstützung und besonderer Zeitschrift (»Archives de Zoologie expérimentale et générale«), sonst aber bedeutend kleiner als die zu Neapel. In Holland und Schottland wurden früher sogen. fliegende Stationen jedes Jahr an einem andern Orte der Küste oder auf einer Insel aufgeschlagen; jetzt gibt es eine feste in Holland (Geldern) und eine gleichfalls stationäre große Anstalt in Plymouth. Ein Staatsinstitut hat Österreich in Triest, Rußland in Sebastopol, Belgien in Wimereux etc. In den Vereinigten Staaten existieren in Newport auf Rhode Island und auf den Bermudainseln gut ausgerüstete Stationen, auch hat eine oder die andre Universität aus den dort überreichen Mitteln kleinere Anstalten (z. B. in Woods Holl bei Boston) am Meeresstrand errichtet. Im Binnenland sind z. B. zur Erforschung großer Landseen (sogen. lakustrische oder Süßwasserstationen, z. B. bei Plön, am Müggelsee bei Berlin) errichtet worden. Als Biologisches Höhenlaboratorium[992] wurde 1907 das Laboratorio scientifico A. Mosso auf dem Colle d'Olen am Monte Rosa eröffnet. Manche z. S. dienen mehr den Zwecken der praktischen Fischerei. Im ganzen zählt man etwa 60 Stationen.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 20. Leipzig 1909, S. 992-993.
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