Dohrn

[84] Dohrn, 1) Karl August, Entomolog, geb. 27. Jan. 1806 in Stettin, gest. daselbst 4. Mai 1892, studierte seit 1821 in Berlin die Rechte, bereiste seit 1831 Europa, Nordafrika und Südamerika und übernahm 1838 die Stellvertretung in der Direktion einer vom Vater auf Aktien in Stettin begründeten Zuckersiederei. Er gab mehrere Übersetzungen spanischer Dramen (1840–44, 4 Bde.), auch drei Hefte schwedischer Lieder heraus, übersetzte Calderons »Cefalo y Pocris« (Stett. 1879) und »No hay burlas con el amor« (das. 1880). Seit 1840 widmete er sich der Entomologie, übernahm 1843 das Präsidium des Stettiner Entomologischen Vereins sowie die Redaktion der Zeitschrift desselben und gab 1846–66 auch die »Linnaea entomologica« heraus. Er begründete eine sehr bedeutende entomologische Bibliothek und erweiterte seine Käfersammlung zu einer der besten Privatsammlungen von ca. 40,000 Arten. 1859 wurde er in Stettin ins Abgeordnetenhaus gewählt.

2) Anton, Zoolog, Sohn des vorigen, geb. 29. Dez. 1840 m Stettin, studierte in Königsberg, Bonn, Jena und Berlin Zoologie, promovierte 1865 auf Grund einer Abhandlung über die Anatomie der Hemipteren, habilitierte sich 1868 als Privatdozent in Jena und begründete 1870 die zoologische Station zu Neapel, die er zu dem größten zoologischen Laboratorium ausbildete. Als Embryolog hat er sich vorwiegend mit Insekten und Krebsen beschäftigt und deren allmähliche Entwickelung aus niedern Formen im Sinne Darwins begreiflich zu machen gesucht; seine theoretischen Anschauungen gipfeln in der Schrift über den »Ursprung der Wirbeltiere und das Prinzip des Funktionswechsels« (Leipz. 1875), in der er die höhern Tiere von den Gliederwürmern herleitet und zugleich die vermeintliche Neubildung von Organen am tierischen Körper auf Umbildung bereits vorhandener zurückzuführen sucht. Erweitert und durchgeführt wurden diese Anschauungen in den »Studien zur Urgeschichte des Wirbeltierkörpers« (Leipz. 1882 ff., 24 Tle.). Außerdem schrieb er die Monographie »Die Pantopoden des Golfs von Neapel« (Leipz. 1881).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 5. Leipzig 1906, S. 84.
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