Schrötter, Leopold, Ritter von Kristelli

Schrötter, Leopold, Ritter von Kristelli
Schrötter, Leopold, Ritter von Kristelli

[1532] Schrötter, Leopold, Ritter von Kristelli, in Wien, geb. zu Graz 5. Febr. 1837 als Sohn des berühmten Chemikers und Entdeckers des amorphen Phosphors, studierte und promovierte 1861 in Wien, war dann 2 Jahre Operationszögling bei Schuh, hierauf jedoch Assistent bei Skoda bis 1869 und beschäftigte sich schon in dieser Zeit eingehend autodidaktisch mit der Laryngoskopie, ferner mit dem Studium der Herz- und Brustkrankheiten, Gebieten, auf die sich S.'s erste Publikationen beziehen, über Pneumonie, Verengerung der Aorta, endolaryngeale Operation des Kehlkopfpolypen (1866) etc.; ferner hielt S. Vorlesungen über Brustkrankheiten unter Berücksichtigung der Laryngol. und habilitierte sich 1869. Nach Türk's Tod wurde S. mit der Leitung der neu errichteten ersten Lehrkanzel für Laryngol. betraut, veröffentlichte 1871 bis 73 die Jahresberichte seiner Klinik,[1532] die seinen Spezialist. Ruf begründeten, sowie 1876 neue Methoden zur Behandlung der Laryngol. und der Trachealstenosen, zu welchem Zweck er die »Modellierbougies« und ein vereinfachtes Instrumentarium beschrieb. Auch publizierte S. einen Fall von erfolgreicher endolaryngealer Operation eines Sarcoma tracheae. Nach Oppolzer's Tod erhielt er die provisorische Professur und Leitung der 1. med. Klinik, wurde 1875 Prof. e. o. für Hals- und Brustkrankheiten, leitete 1877 bis 81 die innere Abt. im Rudolfspital, erhielt 1881 das Primariat im allg. Krankenhause, bald darauf die venia legendi für das ganze Gebiet der inn. Medizin. Von seinen Hauptarbeiten aus dieser Zeit sind die wichtigsten seine Beschreibung der Herzkrankheiten im Handb. v. Ziemssen, seine Behandlungsmethode der Echinokokkuscysten, die erste Beschreibung des Vorkommens von Lepra und Pemphigus im Larynx, sowie die über die Häufigkeit des Vorkommens von Perichondritis laryngea. Auch hygien. Angelegenheiten wandte S. schon damals seine Aufmerksamkeit zu, indem er 1883 die ersten Ideen zu einer spitalmässigen klimatol. Behandlung der Lungenschwindsucht, der Errichtung eigener Heilstätten für Brustkranke äusserte und Aufsätze über »Das kranke Krankenhaus, Skizzen über die sanitären Verhältnisse Wiens« publizierte. Später folgte S.'s »Lehrbuch der Kehlkopfkrankheiten«. 1888 wurde S. zum Konsilium an das Krankenbett des deutschen[1533] Kronprinzen nach San Remo berufen, 1893 zum Prof. ord., 1896 zum Hofrat ernannt. Weitere, teils direkt von ihm verfertigte, teils angeregte Arbeiten betreffen das Studium des Rhinoskleroms, die Krankheiten des Perikardiums, die Luftdruckerkrankungen (»Caissonkrankheit«), die Gefässaffektionen, ferner philanthropische und hygien. Bestrebungen (Ferienhort für arme Gymnasiasten, Spital für arme Studierende, Bekämpfung der Lungentuberkulose etc.). S. ist der Bau des ersten modern eingerichteten Hörsaals mit den entsprechenden Laboratorien, der Bau der grossen Heilanstalt Alland u. v. a. zu danken. Er ist Mitgl. vieler gelehrter Gesellsch., der Leop. Karol., der engl, und amerik. laryngol. Ges., Ehrenmitgl. der Berl. laryngol. Ges., der Ges. f. inn. Med. in Berlin, der Soc. de thérap. in Paris etc. Auf dem Tuberkulosenkongress in Berlin 1899 hielt er als Abgesandter des k. k. österr. Unterr.-Min. einen Vortrag über die Heilbarkeit der Tuberkulose. Von wissenschaftl. Arbeiten aus der letzten Zeit ist sein Referat über die Herzinsuffizienz für den Karlsbader Internistenkongress, sowie die Abhandlung: »Zur Kenntniss der Decompressionserkrankungen« bemerkenswert, welche mit offizieller Unterstützung an seiner Klinik in den letzten Jahren ein durchgreifendes Studium erfahren haben. Ein jüngst erschienener Aufsatz in der Zeitschr. f. Tuberkulose beweist S.'s rastloses Streben in allen das Heilstättenwesen betreffenden Fragen. Der zweite Teil seiner für das Nothnagel'sche Sammelwerk verfassten »Gefässkrankheiten« ist im Druck begriffen.

Quelle:
Pagel: Biographisches Lexikon hervorragender Ärzte des neunzehnten Jahrhunderts. Berlin, Wien 1901, Sp. 1532-1534.
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