Scheibe, Frl. Auguste

[235] *Scheibe, Frl. Auguste, Ps. S. Augustin, Dresden-Blasewitz, Naumannstrasse 1, am 23. Januar 1824 in Dresden geboren, entstammt sie einer in guten Verhältnissen lebenden Bürgerfamilie und empfing eine den damaligen Begriffen entsprechende einfache Mädchenerziehung, die sie schon während der Schuljahre durch Sprachstudien und später durch ernste Lektüre zu vervollkommnen strebte. Im Jahre 1847 begleitete sie eine englische Familie als Gouvernante auf Reisen und erweiterte dadurch ihre Lebensanschauungen. Nach Dresden zurückgekehrt, erlebte sie die Maitage (1849) mit allen ihren Erregungen und trat in Verbindung mit vielen der freisinnigen Richtung angehörenden, bedeutenden Männern und Frauen. Insbesondere schloss sie sich in herzlicher Freundschaft an Louise Otto an, die damals zuerst das Banner der Frauenbewegung erhob und zählte bald zu den eifrigsten Mitarbeiterinnen der von ihr herausgegebenen »Frauenzeitung«, welche das Motto trug: »Dem Reich der Freiheit werb' ich Bürgerinnen.« Gleichzeitig hatte sie eine andere hochbedeutende Frau, Auguste Herz, eine Schülerin Friedrich Fröbels, kennen gelernt, und widmete sich unter ihrer Leitung der Kindergärtnerei. Als sich ihre Freundin veranlasst sah, sich von der Direktion der Anstalt zurückzuziehen, ging diese in die Hände[235] der A. Sch. über. Polizeimassregeln der lästigsten Art, denen die damals missliebigen Kindergärten unterlagen, bestimmten sie indessen, nach etwa Jahresfrist, das Institut gänzlich aufzulösen und sich fortan fast ausschliesslich der Schriftstellerei zu widmen. Mitbestimmend war dazu die Bekanntschaft mit der damals in Dresden weilenden jungen Schriftstellerin Claire von Glümer, mit der sie 1852 nach Wolfenbüttel, ihrer Heimat, übersiedelte. Im Jahre 1859 kehrten beide nach Dresden zurück, wo sie noch als Freundinnen und Hausgenossinnen leben, in anregendem geselligen Verkehr und lebhafter, auch aktiver Teilnahme an den Tagesströmungen und Kämpfen auf politischem, litterarischem und künstlerischem Gebiete. Litterarisch thätig war A. Sch. als Mitarbeiterin hauptsächlich an den grossen süddeutschen Blättern, für welche sie, bald unter ihrem eigenen Namen, bald unter dem Pseudonym S. Augustin, zahlreiche Artikel ethnographischen, biographischen, historischen, kritischen oder erzählenden Inhalts schrieb. A. Sch. ist mittlerweile im Februar 1898 an Influenza gestorben.

‒ Addison. Beiträge zum Zuschauer u. Plauderer. Übers. 8. (343) Berlin 1866 Eichhoff. 2.–

‒ Bleakhaus. Boz. Übers. 16. (1241 m. 16 K.) Leipzig 1853, Weber. Vergriffen. n 10.–

‒ David Copperfield. Boz. Übersetzg. Halle a. S., H. Gesenius.

‒ Der Affenmaler. Mariet. Übers. Stuttgart 1888, J. Engelhorn. n –.50; geb. n –.75

‒ Die alte Geschichte. C. de Berkeley. Übers. 8. (320) Ebda. 1895. –.50; geb. –.75

‒ Die Pickwickier. Boz. Übers. Halle a. S., H. Gesenius.

‒ Die Tochter des Malers. Mrs. Edwardes. Übers.

‒ Ein Jahr aus dem Leben einer Hausfrau in Süd Afrika. Lady Barker. Autor. Übers. 8. (333 m. 9 chemityp. Illustr.) Wien 1878, Hartleben. 4.50

‒ Ein Millionär (Mr. Jervis). Rom, in 2 Bdn. B. M. Croker. Übers. Stuttgart 1898, J. Engelhorn. –.50; geb. –.75

‒ Eine Tochter des Philisters. Rom. in 2 Bdn. H. H. Boyesen. Übers. 8. (296) Ebda. 1887. n –.50; geb. n –.75

‒ Geopfert. G. Simmy. Übers. 8. (159) Ebda. 1894. –.50; geb. –.75

‒ Harte Zeiten. Boz. Übers. 3 Bde. 16. (484 m. 12 K.) Halle a. S. 1856, H. Gesenius. n 3.–

‒ Jean Mornas. J. Claretie. Übers. 8. (159) Stuttgart 1889, J. Engelhorn. n –.50; geb. n –.75

‒ Lady Dorotheas Gäste. Ouida. Übers. Ebda. 1888.

‒ Lea. Edwardes. Übers.

‒ Maruja. Rom. Bret Harte. 8. (144) Stuttgart 1885, J. Engelhorn. n –.50; geb. n –.75

‒ Mein erster Klient u. andere Geschichten. H. Conway. Übers. 8. (159) Ebda. 1893 –.50; geb. –.75

‒ Memoiren u. Briefwechsel. (1750–1848) Hrsg. v. Sir J. Herschel. Aus d. Engl. 8. (364) Berlin 1877, Hertz. n 7.–

‒ Mischa. Sittenbild aus Galizien. Marg. Paradowska. Übers. 8. (160) Stuttgart 1892, J. Engelhorn. n –.50; geb. n –.75

‒ Oliver Twist. Boz. Übers. 16. 3 Tle. 4. Aufl. (507) Halle a. S. 1863, H. Gesenius. n 3.–

‒ Schwer geprüft. Rom. in 2 Bdn. J. Mastermann. Übers. 8. (312) Stuttgart 1892, J. Engelhorn. –.50; geb. –.75

‒ Von der Grenze. Bret. Harte. Übers. 8. (160) Ebda. 1886. –.50; geb. –.75

‒ Vornehme Gesellschaft. H. Aidé. Übers. 8. (159) Ebda. 1884. n –.50; geb. n –.75

‒ Wilder Wein. Edwardes. Übers. a. d. Engl. 8. (273) Wien 1874, Hartleben. 11.–

‒ Wunderbare Gaben u. andere Geschichten. H. Conway. Übers. 8. (160) Stuttgart 1889, J. Engelhorn. n –.50; geb. n –.75

‒ Zwischen Lipp' u. Kelchesrand. Rom. in 2 Bdn. (Le Journal de Mlle de Sommers.) C. de Berkeley. Übers. 8. (320) Ebda. 1893. –.50; geb. –.75[236]

Quelle:
Pataky, Sophie: Lexikon deutscher Frauen der Feder Bd. 2. Berlin, 1898., S. 235-237.
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