Bergpredigt

[608] Bergpredigt, Rede, welche Jesus auf einem Verge in Galiläa über die Gerechtigkeit des Himmelreichs hielt u. welche Matthäus 5–7 u. Lukas 6 aufgezeichnet ist. Die Zeit, in welcher die B. gehalten wurde, fällt in das erste Jahr seiner öffentlichen Lehrthätigkeit; der Berg, auf welchem sie gehalten wurde, ist nach der kirchlichen Sage der jetzige, 2 Meilen südlich von Kapernaum gelegene Kern el Hatti (Kurun Hattin) im Ejalet Akka beim Dorfe Turan, welcher auch der Berg der Seligpreisungen genannt wird. Der Grundgedanke, die Gerechtigkeit im Reiche Gottes im Gegensatz zu der Gerechtigkeit der Theokratie im A. T., wird ausgeführt: erst als die Erhebung der im Leben Erniedrigten zur Vergeltung im Himmel; dann als die Erniedrigung der im Leben auf der Höhe des Wohlstandes Stehenden bis zum endlichen Gerichte der Vernichtung; zuletzt folgt eine Anweisung,[608] wie der hinab zur Unseligkeit führende Weg zu vermeiden u. der hinan zur Seligkeit führende Weg zu wählen sei. Die 7 Punkte im ersten Theile heißen Seligpreisungen (griech. Makarismen). Über das Verhältniß der ausführlichen Aufzeichnung bei Matthäus u. der kürzeren Fassung bei Lukas ist die Ansicht der Tbeologen sehr verschieden; während die älteren beide als historisch verschieden annehmen, sollen sie nach den meisten der Neueren identisch u. nur zwei verschiedene Redactionen einer und derselben Rede sein; eine dritte vermittelnde Ansicht ist die, daß Jesus die bei Matthäus aufgezeichnete Rede auf dem Berge vor seinen Jüngern, die kürzere, bei Lukas, nach dem Herabsteigen vom Berge in der Ebene vor dem Volke gehalten habe. Die B. ist oft bearbeitet, unt. and. von Tholuck, Philosophisch theologische Auslegung der B. Christi, Hamb. 1833, 4. Aufl. 1856; von Arndt, Magdeb. 1837 f.; Kling, Marb. 1841; Braune, Die B. in Bibelstunden ausgelegt, Altenb. 1855.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 2. Altenburg 1857, S. 608-609.
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