Bittermandelöl

[832] Bittermandelöl (Oleum amygdalarum amararum, Chem.), ist ein Zersetzungsproduct des Amygdalins, eines in den bitteren Mandeln vorkommenden Stoffes, unter dem Einflusse von kaltem Wasser u. einem eigenthümlichen Ferment, Emulsin od. Synaptase. Die süßen Mandeln enthalten gleichfalls Emulsin, aber kein Amygdalin. Bei Gegenwart dieses Fermentes verwandelt sich das Amygdalin in B. od. Benzoylwasserstoff, Blausäure u. Zucker. Man erhält das B. durch Destillation von ausgepreßten bitteren Mandeln mit Wasser. Das mit dem Wasser übergehende Öl wird vom Wasser abgehoben u. von der Blausäure dadurch befreit, daß man es mit Quecksilberoxyd digerirt u. rectificirt. Es ist eine farblose od. schwach gelblich gefärbte Flüssigkeit von eigenthümlichem Geruch u. brennend aromatischem Geschmack; spec. Gewicht = 1,043. Es entzündet sich leicht u. brennt mit rußender, stark leuchtender Flamine. Es siedet bei 180°, löst sich in 30 Theilen Wasser u. in allen Verhältnissen in Alkohol u. Äther. Von der Blausäure befreit, wirkt es reizend, nicht giftig. Dem B. ähnliche Öle erhält man durch Destillation der Blätter, Rinde u. Kerne des Kirschlorbeerbaumes, des Pfirsichbaumes, des Pflaumen- u. Kirschbaumes etc. Weitere Eigenschaften u. Zersetzungen s. Benzoylwasserstoff. Unter künstlichem B. (Essence de Mirhane) versteht man eine nach bitteren Mandeln riechende Flüssigkeit, welche sich bei der Einwirkung von rauchender Salpetersäure auch Benzol, Toluol, überhaupt auch Steinkohlentheeröl, auch Steinöl etc. bildet. Es ist wesentlich Nitrobenzol. Man benutzt es in der Parfümerie.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 2. Altenburg 1857, S. 832.
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