Boji

[42] Boji (a. Geogr.), celtisches Volk, welches wahrscheinlich im südlichen Belgien wohnte u. sich durch[42] mehrfache Wanderung an verschiedenen Orten ansiedelte; eine Abtheilung, erst um 500, später 390 v. Chr., war nach Oberitalien, bis nach Umbrien u. Etrurien vorgedrungen u. ließ sich zwischen dem Po u. den Apenninen nieder, woher ein Theil der jetzigen Lombardei Bojus ager hieß. 223 wurden sie von Claudius Marcellus den Römern unterworfen; 219 aber ermuthigt durch die, Rom angreifenden Punier, schlugen sie den L. Postumius u. nahmen Placentia ein; neue Kämpfe mit den Römern, wie 198 v. Chr. unter Carolam u. 196 unter Bojorix, schwächten ihre Macht so, daß sich ihr Name seit 193 in Italien verlor. Sie waren seit der ersten Unterwerfung schon in einzelnen Zügen nach Noricum u. Pannonien gewandert, wo sie sich im Süden der Donau in Illyrien neben den Tauriskern ansiedelten u. die dort eindringenden Cimbern u. Teutonen besiegten. In einem Kriege, welchen sie 87 v. Chr. mit den Daciern u. Scordiskern führten, wurden sie aufgerieben od. zerstreuten sich; ihre Wohnsitze hier zwischen Mur u. Donau blieben verlassen, daher Bojorum deserta (Bojische Wüste). Ein Haufen, 220,000 Köpfe stark, zog mit den Helvetiern nach Gallien, ward aber von Cäsar geschlagen u. der Überrest in das Land der Äduer versetzt, unter welchen sie sich in der Folge verloren. Ein anderer Haufen ließ sich im Norden der Donau in dem Lande nieder, welches von dem Sudeta- u. Gabretagebirge eingeschlossen war; hier stifteten sie das Reich Bojehemum, welches Marbod stürzte u. die Nation mit der seinigen verband, doch blieb dem Lande der von ihnen herrührende Name Bojehemum, das nachherige Böhmen (s.d.). Vielleicht waren von diesen B. ein Zweig die Bojoaren in Baiern, s. Baiern (Gesch.).

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Pierer's Universal-Lexikon, Band 3. Altenburg 1857, S. 42-43.
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