Brunehilde

[369] Brunehilde, 1) sagenhafte Königin von Isenland, eine starke, kampfesmuthige Jungfrau von wunderbarer Schönheit, mit der Jeder, welcher sie zur Gemahlin begehrte, erst einen Wettkampf bestehen mußte. Schon viele Helden hatten ihr Unternehmen mit dem Tode gebüßt: als der Burgundenkönig Gunther um ihre Hand warb. Er bat Siegfried von Niederland, den früheren Geliebten der B., der sich an seinem Hofe in Worms als Gast aufhielt, ihn bei diesem Vorhaben zu unterstützen; Siegfried sagte ihm dies zu, wenn er ihm seine Schwester Chriemhilde zur Gemahlin verspräche. Durch seinen Beistand, vermittelst der unsichtbarmachenden Tarnkappe, ward B. besiegt u. Gunthers Gemahlin. Aber noch ein zweites Mal bedurfte Gunther Siegfrieds Hülfe, da B. in der Brautnacht ihren Gatten fesselte u. dieser nicht im Stande war, die Kraft, die B. durch einen Zaubergürtel besaß, zu bewältigen. In der folgenden Nacht raubte Siegfried, von B. für ihren Gatten gehalten, den Gürtel u. schenkte ihn seiner eigenen Gemahlin Chriemhilde. Während eines späteren Besuches Siegfrieds u. Chriemhildens bei ihren Verwandten in Worms entspann sich ein Streit zwischen B. u. Chriemhilde um den Rang ihrer Männer u. den Vortritt beim Kirchgange; in der Aufregung warf Chriemhilde der B. vor, daß sie nur erst durch Siegfried, nicht durch Gunther bezwungen, worden[369] sei. Empört über die ihr angethane Schmach, schwur B. Rache u. ließ Siegfried durch ihren Dienstmann Hagen auf einem Jagdzuge ermorden; vgl. Nibelungen. Nach dem altnordischen Mythus ist B. (Brynhildur) Budha's Tochter u. eine Walkyre Wuotans; mit Sigurd verlobt, wurde sie von diesem verschmäht u. heirathete Gunnar, durch dessen Bruder Guttorm sie Sigurd ermorden ließ. Ein Theil dieser Geschichte ist in dem Eddalied Brynhildur Quida erzählt. 2) B., Gemahlin Sigberts I. von Austrasien, Tochter des westgothischen Königs Athanagild, verleitete ihren Gemahl wegen der Ermordung ihrer Schwester Galswinda, Chilperichs Gemahlin, durch Fredegunde, zum Kriege gegen seinen Bruder Chilperich, u. als er 575 darin umkam, wüthete sie fort bis 613, wo Lothar II. von Soissons sie in seine Gewalt bekam u. als Mörderin von 10 Fürsten, an den Schweif eines Pferdes angebunden, zu Tode schleifen, dann verbrennen u. die Asche in den Wind streuen ließ. 3) B., Gemahlin des Markgrafen Adelbert I. von Nordgau, floh nach dem Tode ihres Gemahls 908 zu ihren Brüdern. Einige halten sie für Babe 1) u. für die Stammmutter der Grafen von Babenberg.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 3. Altenburg 1857, S. 369-370.
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