Erkältung

[854] Erkältung (Refrigeratio), ist die durch einen dem Körper nachtheiligen Übergang aus einer wärmeren Temperatur in eine kältere in jenem hervorgebrachte Veränderung u. besteht in Lähmung der Haut u. Unterdrückung der Hautausdünstung. Kräftige, allmälig an schnellen Temperaturwechsel gewöhnte Naturen vertragen aber auch die schnellsten Übergänge. Personen, die nicht gewohnt sind, sich der Kälte auszusetzen, werden auch durch allmäliges Erkälten des Körpers krankhaft afficirt. Meist erfolgen aber doch Erkältungen nur bei schnellem Temperaturwechsel, am leichtesten, wenn der Körper vorher erhitzt wurde, entweder durch Aufenthalt in warmer Luft, durch Sonnen-, Ofenhitze etc., od., u. dies noch mehr, durch starke Körperanstrengung (Laufen, Tanzen etc.); dann reicht auch blos kühle Luft, deren Eindruck erhöht ist, wenn sie wehend, bes. als Zugluft, auf den Körper zumal auf den zugleich schwitzenden, einwirkt, zur E. hin. Betrifft die E. zunächst die äußere Haut, so wird die Hautausdünstung dadurch gehemmt, eben so u. mit noch größerer Gefahr die Lungenausdünstung, wenn eine kalte Luft in eine vorher erhitzte Lunge, bes. nach starker Körperbewegung lebhafterer Blutumlauf etc., gelangt. Aber auch andere innere Theile. bes. Magen u. Gedärme, können Erkältungen unterliegen. Folgen solcher E. innerer u. edlerer Theile sind Entzündungen, acute u. chronische, besonders der Schleimhäute (Katarrh der Nase, Lungen, des Magens, des Darms), der serösen Häute (Bauchfell, Herzfell, Hirnhäute), u. Rheumatismen, daher auch Auszehrung, als spätere Folge von Lungenerkältungen, bes. auch durch schnelles Trinken kalten Getränkes bei erhitztem Körper (Hitztrunk), wodurch vom Magen aus die Erkältung bewirkt u. am ersten die Lunge afficirt wird u. wohl nicht selten die Entstehungsursache der Lungensucht sein mag. Die gewöhnlichen Folgen von bloßer Hauterkältung sind Katarrh u. Rheumatismen, doch aber wohl auch andere Formen von Entzündungen, auch krampfhafte u. andere Krankheiten, Diarrhöen etc., nach der besonderen Disposition eines jeden Körpers. Meist hat jeder Mensch einzelne Körpertheile (Füße, Unterleib, Kopf, Hals u. m.), deren E. er zu scheuen Ursache hat. Der E. begegnet man am leichtesten dadurch, daß man sich in körperlicher Thätigkeit erhält, dann durch mäßig warme Kleidung. Eine leichte E. hebt man durch lauwarmes Getränk, Thee, Punsch u.a., mit sorgfältiger Wahrnehmung einer gleichmäßigen Transspiration. Menschen in späteren Jahren, zärtliche Personen, bes. Frauenzimmer, sind E. mehr ausgesetzt; kaltes Baden u. Waschen härtet am besten dagegen ab. Auch Hausthiere sind der E. ausgesetzt, bes. Pferde. bei deren Wartung es ein Hauptgegenstand ist, sie nicht mit erhitztem Körper in einen kalten Stall od. blos durch Ruhe in kühler Luft, od. Sausen von frischem Brunnenwasser im warmen Sommer einer E. auszusetzen. Vergl. Verschlagen (Pferdew.).

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 5. Altenburg 1858, S. 854.
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