Gehen

[61] Gehen, sich mittelst der Füße langsam fortbewegen, im Gegensatz von Laufen. Das G. der Thiere ist bei jeder Thierart charakteristisch u. von dem Fußbau eines jeden abhängig. Vögel gehen nur schwerfällig od. auch blos hüpfend, da Fliegen od. Schwimmen die hauptsächlichste Art ihrer Fortbewegung ist. Amphibien mit Füßen u. Insecten gehen mehr kriechend, weil entweder die Füße nur kurz sind, od. weil der Körper, wie bei Spinnen, den Füßen an Schwere bedeutend überlegen ist; bei Vierfüßlern lassen sich die vier Gangarten annehmen: Schritt, Trab, Galopp u. Paß (s.d. a.). Der Gang des Menschen ist unter allen der freieste, als aufrechter Gang, obgleich, wegen der geringen Verbreitung der Stützfläche, welche die Fußsohlen gewähren, der unsicherste u. schwierigste; daher auch Menschen in der Kindheit erst gehen lernen müssen, was jedes andere junge Geschöpf sogleich, wenigstens bald nach seiner Geburt, kann. Dieser Gang ist nun deshalb u. wegen des ungleichen Auftretens, erst auf die Zehen, dann auf den Plattfuß u. die Ferse, schwankend, eigentlich bei jedem Schritt im Fall begriffen, das dann nur durch den vorgesetzten Fuß unterbrochen wird, u. so entsteht: der steife, bedachtsame, schleichende, schlarfende, wackelnde, trippelnde, schwebende, schwerfällige, tapfende Gang u.a. Mit jedem Vorsetzen des Fußes (Schritt) verkürzt sich auch jeder Gehende um etwas, um so mehr, je weiter er ausschreitet, u. bekommt seine volle Höhe erst wieder, wenn der den Körper tragende Fuß perpendiculär steht. Jeder natürliche Gang ist ein vorwärts gerichteter; doch weicht auch bei bedachtsamem Gange jeder Gehende immer etwas von der geraden Richtung ab, u. der Gang wird immer in etwas ein geschlängelter, wie man bei der Bildung jedes neuen Fußsteges, auch auf ganz ebenem Boden, sieht Abweichungen des natürlichen Ganges sind das seitwärts Ausschreiten u. das Rückwärtsgehen, wozu zwar der menschliche Fuß geeignet ist, was aber immer mit Schwierigkeit geschieht u. ermüdet. Ungeachtet der Mensch blos Ein Fußpaar zum G. hat, so sind ihm doch die Arme dabei von manchem Vortheil, so schon durch das natürliche Schlenkern, um auch durch Schwung das G. zu fördern u. das Gleichgewicht zu erhalten, wobei die Vorwärtsbewegung eines schlenkernden Armes dem Vorsetzen des Fußes der anderen Seite entspricht; dann durch Stützen, welche dabei dem Oberkörper durch den Gebrauch eines Stockes, od. durch Anhalten an einen Führer, od. an feste Gegenstände bei unsicherem Gange verliehen werden. Das G. mit Krücken nähert sich dem G. vierfüßiger Thiere, indem die Krücken hier die Stelle eines vorderen Fußpaares vertreten. Das G. auf den Händen deutet blos den weiten Umfang an, welchen der Körper, unter Übung seiner Muskelkräfte, in seiner freien Bewegung hat.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 7. Altenburg 1859, S. 61.
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