Gotter

[505] Gotter, 1) Gustav Adolf, Graf von G., geb. 1692 in Altenburg, von bürgerlichen Eltern, studirte Staatswissenschaften, wurde Herzogl. gothaischer Legationssecretär, dann Gesandter am kaiserlichen Hofe, in den Grafenstand erhoben u. 1730 Gesandter in Regensburg. 1740, als Friedrich II. an die Regierung kam, trat er in preußische Dienste als Oberhofmarschall u. Geh. Staats- u. Kriegsrath, war vor dem ersten Schlesischen Kriege als Gesandter in Wien u. bewährte sich bei dessen Ausbruch als gewandter Diplomat. Er verließ 1745 den preußischen Dienst u. zog sich auf sein Gut Molsdorf bei Gotha zurück, dessen Park er namentlich verschönerte u. dort als Epikuräer lebte. 1753 trat er wieder als Hofmarschall u. Generalpostdirector in preußische Dienste u. st. 1762. 2) Friedrich Wilhelm, dramatischer Dichter, geb. 3. Sept. 1746 in Gotha, schrieb schon als Knabe kleine dramatische Versuche, wurde 1766 Archivar in Gotha, 1767 Legationssecretär in Wetzlar, gründete mit Boje 1768 in Göttingen den Musenalmanach, wurde später in Wetzlar mit Goethe befreundet, 1771 Geh. Secretär in Gotha, bereiste 1774 Frankreich, studirte die dortigen Theater u. st. 18. März 1797 in Gotha; er schr.: Gedichte, Gotha 1787–1802, 3 Bde. (im dritten seine metrischen Übersetzungen einzelner Trauerspiele Voltaires, z.B. Electra, Merope, Alzire u.a.). Unter seinen Lustspielen haben sich der Argwöhnische Ehemann u. der Erbschleicher lange auf der Bühne erhalten. G. schr. auch Singspiele: Die stolze Vasthi, Esther, Der Jahrmarkt, Das tartarische Gesetz u.a.m., gesammelt, Lpz. 1795.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 7. Altenburg 1859, S. 505.
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