Hormayr zu Hortenburg

[537] Hormayr zu Hortenburg, ein schon im 14. Jahrh. in Tyrol angesehenes Geschlecht, welches 1518 u. 1665 die Bestätigung seines Adels, 1682 den erbländischen Ritterstand mit dem Prädicat zu Hortenburg u. 1777 den erbländisch österreichischen Freiherrenstand erhielt. Es ist seit 1848 im Mannesstamm erloschen mit Freiherrn Joseph, Enkel Josephs von H., Kanzlers in Tyrol, geb. 20. Januar 1781 in Innsbruck, studirte daselbst seit 1794 Jura u. trat 1797 in österreichische Civildienste, 1799–1800 diente er in der Tyroler Landwehr u. stieg, dem General Chasteler bekannt geworden, zum Major; 1801 kam er nach Wien u. erhielt dort, im Departement des Auswärtigen angestellt u. 1803 zum wirklichen Hofsecretär befördert, das Directorium des Staats-, Hof- u. Hausarchivs, welches er ordnete u. vermehrte. Immer war H. einer der eifrigsten Gegner Napoleons u. bemühte sich, die Anhänglichkeit der Tyroler an Österreich zu erhalten. 1809 erhielt er den Auftrag, dem Geist derselben eine für Österreich zweckdienliche Richtung zu geben, indem er, der Armee von Inner-Österreich unter Erzherzog Johann beigegeben, Tyrol u. Vorarlberg insurgiren u. an die Spitze der außerordentlichen Landesbewaffnung u. Landesverwaltung treten sollte. Hier leistete er mit geringen Mitteln Bedeutendes, bis der Waffenstillstand von Znaym (1809) ihn zwang, Tyrol seinem Schicksale zu überlassen. Er wurde nun in demselben Jahre wirklicher Hofrath im österreichischen geheimen Centralarchive in Wien. 1813 wollte er mit Schneider u. Anderen Tyrol wieder insurgiren, doch die damaligen Verhältnisse u. der erwartete Beitritt Baierns zu den Alliirten bewogen Österreich, ihn gefangen setzen zu lassen; freigelassen wurde er 1815 k. k. Historiograph u. lebte seit 1820, in Ruhestand gesetzt, in Brünn; er folgte 1828 einem Rufe nach München, wurde dort Ministerialrath im Departement des Äußeren u. königlicher Kämmerer, 1832 baierischer Ministerresident in Hannover, 1839 bei den Hansestädten, 1846 nach München zurückberufen, Director des Reichsarchivs u. starb daselbst den 5. Nov. 1848. Er schr.: Beiträge zur Geschichte Tyrols im Mittelalter, Wien 1805; Geschichte Tyrols, Tüb. 1806–1808; Österreichischer Plutarch, 1807–20, 20 Bde.; Archiv für Geographie, Historie, Staats- u. Kriegskunst, ebd. 1810–26; Taschenbuch für vaterländische Geschichte, ebd. 1811–1840, 4 Bde.; Das Heer von Inner-Österreich im Krieg von 1809, Altenb. 1817, 2. Aufl. Lpz. 1848; Allgemeine Geschichte der neuesten Zeiten bis zum zweiten Pariser Frieden, Wien 1817–19, 3 Bde., 2. Aufl. 1831; Kleine historische Schriften, Münch. 1832; Werke, Stuttg. 1820–22, 3 Bde.; Wiens Geschichte u. Denkwürdigkeiten, 1823–25, 9 Bde.; Lebensbilder aus dem Befreiungskriege, Jena 1841–44, 3 Thle.; Die goldene Chronik von Hohenschwangau, Münch. 1842; Tyrol u. der Tyrolerkrieg 1809, Lpz. 1845, 2 Bde.; Anemonen aus dem Taschenbuche eines alten Pilgermannes, Jena 1845–47, 4 Bde. Gab mit J. v. Mednyensky heraus: Taschenbuch für vaterländische Geschichte, Wien 1811–48.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 8. Altenburg 1859, S. 537.
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