Brünn

[372] Brünn, 1) Kreis in der österreichischen Markgrafschaft Mähren; 841/3 QM. u. 369,200 Ew.; Flüsse: Taya mit Zwitta, Igla, Schwarza; 2) (Brno), Hauptstadt des Kreises u. der Markgrafschaft an der Zwitta u. Schwarza, Sitz eines Bischofs, der Statthalterei, Oberlandesgerichts u. Finanzlandesdirection für Mähren u. Schlesien, Landesgerichts, commandirenden Generals u. Generalcommandos; Citadelle (Spielberg), seit 1809, wo sie die Franzosen sprengten, nur noch Staatsgefängniß (hier saßen 1830 die des Carbonarismus beschuldigten Italiener, u. A. Graf Silvio Pellico u. Graf Gonfalonieri) u. bis 1856 Zuchthaus dabei, doch vom Spielberg abgesondert; jetzt ist das Gebäude dem Militär zum Bewohnen übergeben; bedeutende Plätze: der große Platz u. der Krautmarkt. B. hat mehrere Kirchen, bes. merkwürdig ist die Peters- u. Jakobskirche (mit großer Glocke von 115 Ctrn.), die Minoritenkirche, die Kaserne (sonst Jesuitencollegium) u.a., mehrere Klöster, Hospital, Kranken-, Findel-, Irren- u. Gebärhaus, Nationalmuseum, adeliges Frauenstift (oberste Schutzfrau ist die Kaiserin); Gesellschaft des Ackerbaues, der Natur- u. Landeskunde, Pomologischer Verein, Technische Lehranstalt mit Bibliothek u. Cabinet, Realschulen, Gewerbeschule, Priester- u. Knabenseminarium, Blinden- u. Taubstummeninstitut, Normal- u. Hauptschule, Gymnasium. Merkwürdige Gebäude: das Landschaftshaus (zugleich Statthalterei, worin der vom Kaiser Joseph II. bei Rausnitz geführte Pflug), die Tabaksadministration, das gräflich Dietrichsteinische u. das fürstlich Kaunitzsche Palais; viele Fabriken für Tücher, Hosenstoffe, Maschinen, Leder etc.; 49,000 Ew. In den Bahnhof mündet die Wien-Brünn-Prager Eisenbahn. Altbrünn, Marktflecken, ist eine der 14 Vorstädte; hier ist auch das den Augustinern gehörige sogenannte Königinkloster, mit einem Abte u. Prälaten. Bei B. liegt das aufgehobene Prämonstratenserkloster Obrowitz mit einem Militärspital. Hart an die bischöfliche Residenz stößt der Franzensberg, eine der reizendsten Anlagen mit den überraschendsten Fernsichten. In Mitten des Plateaus erhebt sich der 60 Fuß hohe, 1818 zur Erinnerung an die Schlacht bei Leipzig aufgestellte Obelisk aus mährischem grauen Marmor. Ein angenehmer Vergnügungsort ist auch der Schreibwald. Der Aug arten, vom Kaiser Joseph dem Publicum gewidmet, ist ein großartiger Park. – B. soll seinen Namen von dem mährischen Herzog Bryno haben. Im 11. Jahrhundert schenkte Herzog Brzetislaw von Böhmen B. mit dem dazu gehörigen Gebiete seinem Sohne Otto. 1428 wurde B. von den Taboriten belagert. Als sich B. 1467 dem König Matthias Corvinus von Ungarn ergab, wurde sie vom König Georg von Böhmen hart belagert. 1641 wurde der Sitz des königlichen Tribunals von Olmütz hierher verlegt. 1645 belagerten die Schweden unter Torstenson fast den ganzen Sommer B. vergebens; der Kaiser Ferdinand III. beschenkte die Einwohner für ihre Treue u. Tapferkeit mit großen Privilegien. 1742 belagerten auch die Preußen kurze Zeit diese Stadt, s. Österreichischer Erbfolgekrieg. Die Ereignisse um B. im Österreichischen Kriege von 1805, s.d. Vgl. Elvert, Geschichte von B., Brünn 1828.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 3. Altenburg 1857, S. 372.
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