Olmütz [1]

[281] Olmütz (slawisch Holumane), 1) Regierungsbezirk im österreich. Markgrafenthum Mähren, 184 QM. mit 944,400 Ew., begreift den östlichen Theil des Landes u. grenzt an Preußisch u. Österreichisch Schlesien, Ungarn, den mährischen Regierungsbezirk Brünn u. Böhmen; er wird von der March mit ihren Nebenflüssen Beczwa, Hanna u.a. durchströmt u. ist durch die Ausläufer der Sudeten, Beskiden u. Mittlen Karpaten gebirgig; er zerfällt in die 13 Bezirkshauptmannschaften: O., Sternberg, Schömberg, Hohenstadt, Littau, Neutitschein, Weißkirch, Misteck, Meseritzsch, Ungarisch-Hradisch, Kremsier u. Ungarisch-Brod; 2) Bezirkshauptmannschaft darin; 3) Hauptstadt darin, zweite Hauptstadt Mährens, eine der stärksten Festungen des Kaiserstaats u. von strategischer Bedeutung; an der March u. an der Kaiser Ferdinands-Nordbahn (Zweigbahn Prerau-O.) u. an der k.k. Nördlichen Staatsbahn, die von hier beginnt (nach Prag); Sitz eines Fürstbischofs, Bezirksamts, eines Witwen- u. Watseninstituts für sämmtliche österreichische Staatsbürger: die Stadt ist in die eigentliche Stadt u. das Domviertel getheilt u. hat fünf Vorstädte, mehre Plätze, den Oberring mit Springbrunnen u. Dreieinigkeitssäule, u. Niederring, ferner Bischofsplatz etc., Promenaden u. Alleen innerhalb der Wälle, sieben Kirchen (Dom, Moritzkirche, Michaelskirche), drei Klöster (darunter Ursulinerinnenkloster mit Mädchenschule), erzbischöfliche Residenz (der Erzbischof residirt im Sommer in Kremsier), Domcapitel, Rathhaus, Zeug-, großes Kranken-, Gebär- u. Findelhaus, Universität 1581 gestiftet, 1779–1783 nach Brünn verlegt, 1827 wieder hergestellt, 1855 wieder aufgehoben, Gymnasium, erzbischöfliches Seminarium, ständische Akademie, Naturaliencabinet u. Theater, Fabriken für Tuch, Leinwand, Steingut, große Viehmärkte; 15,000 Ew. Dabei der Wallfahrtsort Heiliger Berg. – O. war ursprünglich der Hauptort Mährens u. bekam von den Markgrafen von Mähren, Herzögen u. Königen von Böhmen u. den Kaisern ansehnliche Privilegien. 1306 wurde hier König Wenzel III. von Böhmen in der Domdechantei ermordet u. liegt im Dom begraben. 1478 hier Friede zwischen Böhmen u. Ungarn geschlossen (s. Ungarn, Gesch.). 1619 war O. in den Aufstand Böhmens u. Mährens verwickelt. 1642 ergab sich O. nach fünftägiger Belagerung an die Schweden unter Torstensohn, die es bis 1650 behielten, wo es die Kaiserlichen wieder nahmen. Ende 1741 ergab es sich den Preußen, die es 1742 im April wieder räumten. 1758 belagerte Friedrich II. die Stadt sieben Wochen lang; der Commandant von Marschall u. die Bürger vertheidigten u. Daun entsetzte sie; daher setzte Marie Therese einen Lorbeerkranz u. ihren Namenszug in das Stadtwappen, s. Siebenjähriger Krieg. Hier entsagte am 2. Dec. 1848 Kaiser. Ferdinand der Regierung; hier wurden am 28. u. 29. Nov. 1850 Conferenzen zwischen preußischen, russischen u. österreichischen Staatsmännern (die hier festgestellte Olmützer Punctation s.u. Deutschland [Gesch.] XIII. C), u. Ende Mai 1851 u. im Sept. 1853 Zusammenkünfte der Kaiser Nikolaus u. Franz Joseph gehalten. Vgl. I. W. Fischer, Geschichte der kaiserlichen Haupt- u. Grenzfestung O., Olmütz 1808–11, 2 Bde.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 12. Altenburg 1861, S. 281.
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