Hummer [1]

[610] Hummer, 1) (Homari, Astacini), bei Cuvier Abtheilung der langschwänzigen Krebse; die Vorderfüße (u. bisweilen die beiden folgenden Fußpaare) endigen sich in eine Schere, das Brustbild verengert sich nach vorn; die Seitenanhänge des Schwanzendes machen eine fächerförmige Flosse; an der Unterseite des Schwanzes stehen fünf Paar Afterfüße; ihre zwei Hinterfüße sind nie viel länger als die übrigen u. nie zurückgeschlagen; der Stiel ihrer Seitenfühler ist oft mit einer Schuppe besetzt. Sie sind getheilt in A) Galateadeae (Langarmkrebse), die mittlern Fühler sind geknickt, die beiden Vorderfüße nur haben Scheren; Gattungen: a) Langarmkrebs (Galatea Fabr.), Schwanz ausgestreckt, kurz, am Ende gespalten, Mittelfühlhörner, Seitenfühlhörner lang, Schale oval in die Quere gestreift. Art: Gestreifter Langarmkrebs (G. strigosa, Cancer strigosus), Schale vorstehend, mit drei Stacheln jederseits; in den Meeren um Europa; Runzeliger Langarmkrebs (G. rugosa), mit sehr laugen Vorderfüßen, im Mittelmeere u. Kanale, u. m. a.; b) Porzellankrebs (Porcellana), s.d.; Megalopus Leach. (Macropa Latr.), alle Füße Lauffüße; Arten aus europäischen u. indischen Meeren. B) Astacini, 5 Paar falsche Füße, Mittelfühler fast od. ganz gerade, in zwei Fäden ausgehend, zwei Hinterfüße dünner; Gattungen: a) Gebia Leach., Endflossen am Schwanze fast dreieckig u. nicht schmal; Vorderfüße mit Scheren; Art: G. litoralis, zwei Zoll lang, glatt, glänzend, schmutziggrün, Füße, Scheren u. Kiefern behaart, u.a.; b) Thalassina, Fühler unter den Augen, ohne Schuppe od. Leiste am Stiel; ist von Leach in die Gattungen Thal., Gebia, Calianassa u. Axius zertheilt worden. Art: Skorpion Thalassina (Th. scorpionoldes), mit der Scheren fast einen Fuß lang, Brustschild kurz[610] haarig, mit zwei tiefen Längsfurchen, die großen Scheren prismatisch, der Schwanz schmal, zusammengezogen, auf beiden Seiten mit einer erhabenen gezahnten Leiste; im Mittelmeer; geht bei Stürmen ans Ufer. Zu den H-n werden auch noch Eryon (alle Schwanzflossenblätter am Ende zusammengezogen u. in eine Spitze ausgehend, das äußerste Blatt ohne Quernaht, die beiden Fäden der mittleren Fühler sehr kurz u. kaum länger als der Stiel: E. Cuvierii, eine fossile Art, gefunden im lithographischen Kalkstein von Pappenheim u. Eichstädt), Astacus (s.d., mit ausgebreiteten, am Ende zugerundeten Blättern der Seitenflossen des Schwanzendes; die äußern durch eine Quernaht, in zwei getheilt; die beiden Geißeln [Fäden] der mittleren Fühler bedeutend länger als der Stiel ist, A. marinus, A. fluviatilis u.a.) u. Nephrops (der Gattung Astacus verwandt, aber eine große Schuppe am Stiele der Seitenfühler, dicke, nierenförmige Augen u. schmale Zangen der Vorderscheren, gestreckt u. prismatisch unterscheiden sie; Art: N. norwegicus) gerechnet. 2) (Astacus marinus Fabr., A. gammarus, Cancer g.), Art der Edelkrebse, dem Flußkrebs an Gestalt u. Farbe (schwarz marmorirt, gekocht roth) ähnelnd, gewöhnlich 6–8 Zoll, doch zuweilen auch 1 Fuß u. darüber (man hat H. von 3 Fuß Größe u. 12 Pfund Schwere gefangen) lang, Scheren ungleich', sehr groß, die eine eiförmig, stumpfgezähnt, die andere lang u. klargezähnt, Schale vorn spitzig; Aufenthalt auf felsigem Boden u. tief in den Ritzen; schlammigen Boden meiden sie. Wegen des harten u. schwer verdaulichen, aber als Leckerbissen (bes. sind die Weibchen beliebt) sehr geschätzten Fleisches werden sie weit verführt. Die besten kommen aus Norwegen. Sobald sie zu Lande verfahren werden, müssen sie abgesotten, vor dem Genuß aber noch gekocht werden; zu Wasser werden sie in eignen Hummerschiffen, die deshalb jährlich etwa 30–40 von London u. Amsterdam nach Norwegen kommen, doppelte Boden haben u. wo der untere Raum mit Löchern versehene Kasten enthält, lebendig transportirt. Gewitter u. Geschützdonner tödten die H. oft. Fang: sonst mit langen Zangen, mit denen man sie bei ruhigen Abenden packte, da aber die H. hierdurch beschädigt werden u. bald sterben, jetzt mit Hummerkörben, 1 Fuß langen u. 2 Fuß dicken cylinderförmigen Körben von Birkenruthen, mit einem Loch an beiden Seiten u. einem in der Mitte, um die H. herausnehmen zu können. Diese senkt man, nachdem man Fischgedärme u. andere Lockspeise hineingethan hat, ins Meer u. zieht sie, nachdem sie eine Zeitlang darin gelegen, sammt den H-n wieder heraus. Die H. werden, nachdem man die starken Schalen mit einem eisernen Werkzeug (Hummerbrecher)-geöffnet hat, gewöhnlich gesotten, kalt mit Essig u. Öl, genossen; auch Hummersalat, von abgekochten H-n u. den Ingredienzen eines italienischen Salats, sind beliebt. Der innere grüne Theil über dem Schwanze ist das Wohlschmeckendste. H. liefert vorzüglich Stavanger in Norwegen bei ganzen Schiffsladungen nach Holland u. England. Gekochte H. kommen aus den Vereinigten Staaten in großer Menge nach europäischen Häfen. Auch die Holländer u. Bewohner von Helgoland betreiben den Hummerfang, welcher bei der großen Fruchtbarkeit dieser Thiere sehr einträglich ist.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 8. Altenburg 1859, S. 610-611.
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