Kämelziege

[260] Kämelziege (Angoraziege, Capra aegagrus angorensis), Abart der Hausziege; meist weiß, von mittlerer Größe, sanft gewölbter Nase, hängenden Ohren; das Männchen hat meist zusammengedrückte, spiralförmige, auswärtsgestellte, das Weibchen kürzere, rundere, mehr anliegende Hörner. Die K. ist in ihrer Schönheit nur bei Angora (daher auch Angorische Ziege) heimisch, wird dort in großen Heerden gehalten, bes. um des Kämelhaares willen, welches in seinen, seidenartigen, gegen 8 Zoll langen Locken bis auf die Hälfte der Beine herabhängt, oft gewaschen u. gekämmt u. jährlich zweimal geschoren wird. Gesponnen gibt es das Kämelgarn, dessen feinste Sorte für den Großherrn bestimmt ist; es wird zur Verfertigung des Camelot u. als Türkisches Garn zum Nähen gebraucht, wo es sich durch große Haltbarkeit auszeichnet; auch wird es mit anderen Haaren zu Perrücken u. in neuester Zeit als Modegegenstand zu Franzen an Halstüchern verarbeitet. Die Haut dient zum morgenländischen Saffian u. Corduan, die Milch u. das Fleisch zur Speise. Die K-n gewöhnen sich an das Klima Deutschlands ohne Beschwerde u. sind hier u. in den Niederlanden, England, Italien zur Zucht eingeführt worden. Obgleich sie sich nur unter sich selbst, so wie auch mit der gemeinen Ziege (jährlich 2–3 Junge) begatten u. auch einige Generationen hindurch seine Haare behalten, so scheinen diese doch die Güte des im Vaterlande gewonnenen nicht zu erreichen, wohl aber kann man unsere Ziegen durch sie verfeinern.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 9. Altenburg 1860, S. 260.
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