Meßkatalog

[173] Meßkatalog, Verzeichniß der in jeder Büchermesse neu erscheinenden Schriften. Schon 1564 (nicht 1554, wie Einige angeben), als der Buchhandel in Deutschland sich von der Buchdruckerkunst getrennt hatte u. die Messen in Frankfurt am Main zugleich sich als Büchermessen ausgebildet hatten, unternahm ein Augsburger Buchhändler, Georg Willer, einen solchen; derselbe wurde, wenigstens bis 1610, fortgesetzt, obgleich auch andere, in Frankfurt u. Leipzig, neben ihm erschienen. Eine Überarbeitung sämmtlicher einzelner Kataloge von 1564 bis 1592 erschien durch den Frankfurter Buchhändler Nick. Bassäus, Frankf. 1592, u. eine ähnliche Sammlung von 1593–1600 durch den Leipziger Buchhändler Henning Grosse, Lpz. 1600; bis 1616 erschienen noch mit kaiserlichem Privilegium Frankfurter Kataloge, daneben aber auch Leipziger von 1600 an, mit sächsischem Privilegium, bis 1616 im Verlage von Lamberg in Leipzig, die dann ununterbrochen fortdauerten, indem der Verlag von Grosse, Vater, auf dessen Sohn u. Enkel u. dann auf die Firma Grossens Erben überging, von denen er an die Weidmannische Buchhandlung gelangte. Früher war die Ordnung systematisch; später wurde die noch bestehende alphabetische gewählt; doch werden Schriften in lebenden ausländischen Sprachen besonders zusammengestellt, früher bis 1842 auch Schauspiele u. Romane. Eine eigene Abtheilung enthält Schriften, welche noch herauskommen sollen. In dieser Art, früher in Quart, seit 1795 in Octav, erschienen regelmäßig vor jeder Leipziger Ostermesse u. vor jeder Michaelismesse, die aber als Büchermesse nicht mehr in Betracht kommt, M-e bis zum Jahr 1850. Schon seit langer Zeit, namentlich 1797 durch Fr. Roch in seinem Allgemeinen literarischen Anzeiger war vielfach auf die Nothwendigkeit einer besseren Einrichtung aufmerksam gemacht worden, doch ist nur sehr wenig dafür geschehen. Die M. waren bes. darum unzuverlässig, weil viele Werke, deren Titel zur Aufnahme in den M. eingesendet werden, gar nicht, od. später erscheinen, andere in den Buchhandel gelangen, ohne in den M. vorher aufgenommen zu sein. Durch die seit 1797 halbjährlich (Juli u. Januar) erscheinenden Bücherverzeichnisse der Hinrichsschen Buchhandlung, welche den wachsenden Ansprüchen an Bequemlichkeit, Zuverlässigkeit u. Genauigkeit fortwährend genügten, waren in den letzten Decennien die M. aus den Händen der Bücherkäufer fast gänzlich verdrängt worden u. hatten höchstens nur noch durch die Verzeichnisse der erst erscheinen sollenden Bücher Interesse. Als daher der M. seit Ostern 1851 in den Verlag von Georg Wigand überging, war man bestrebt, demselben größere Vollständigkeit u. bibliographische Genauigkeit zu geben. Jedoch erst, nachdem 1852 Avenarius u. Mendelssohn in Leipzig den Verlag desselben übernommen hatten, erscheint er seit Ostern 1853 in einer gänzlich neuen Gestalt als Bibliographisches Jahrbuch für den deutschen Buch-, Kunst- u. Landkartenhandel (bearbeitet von Wuttig). Vgl. Schwetschke, Codex nundinarius Germaniae litteratae bisecularis (die Meßjahrbücher des deutschen Buchhandels von dem Erscheinen des ersten M. 1564 bis zu der Gründung des ersten Buchhändlervereins 1765), Halle 1850.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 11. Altenburg 1860, S. 173.
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