Radschputen

[792] Radschputen (Rajpoots), vom sanskritischen Radschputras, d. i. Königssöhne), ein als Herrscher weit verbreiteter Volksstamm in Ostindien, welcher seinen Ursprung auf die Kriegerkaste (Kshatriyas) der alten brahmanischen Inder zurückführt, aus den Ländern auf der Nordseite des Ganges stammt, aber als Eroberer sich auf der Südseite des Stromes festsetzte u. sich im mittleren u. westlichen Hindostan eine Menge anderer Stämme (Bhils, Bhilalas, Dschats, Minas, zum Theil auch die Mhairs od. Maiwaras) unterwarf; die höchste Blüthe ihrer Macht erreichten sie gegen Ende des 12. Jahrh., als einer ihrer Fürsten in Adschmir u. Delhi, ein anderer in Kanons (Kanodsche), ein dritter in Guzerat herrschte. Doch seit den Siegen des Ghoriden Shuhabeddin-Mohammed blieb die Herrschaft der R. auf ungefähr dieselben Grenzen beschränkt, welche sie noch gegenwärtig einnimmt. Sie leben in feudalen Verhältnissen unter einer großen Anzahl von Fürsten u. Häuptlingen in dem weiten Gebiete zwischen dem Pendschab u. dem Plateau von Malwa. Der mittlere u. westlichere Theil der von ihnen beherrschten Ländereien wird unter dem Namen Radschputana (s.d.) od. Radschastan zusammengefaßt. Doch finden sich außerdem noch Radschputenfürsten in Bundelcund, wo mehre Häuptlinge R. sind; ferner in Baghelkhand od. Rewa, dessen Radscha ebenfalls ein R. vom Stamme der Baghelas ist; dann in Gurhwat u. einigen anderen der kleinen Bergstaaten (Hill States), sowie in der Landschaft Cutch. Die R. sondern sich wie eine Art von Adel stolz von den übrigen Landesbewohnern ab, zeichnen sich durch ihre Haltung, Gestalt, Kleidung vortheilhaft aus u. führen jetzt zum großen Theil, seit ihre Macht erst durch die Mahratten, in neuerer Zeit durch die Briten beschränkt worden ist, ein sehr träges Leben, ohne daß jedoch einzelne ihrer alten Luft an Fehde u. Raub entsagen könnten. Die R. bekennen sich zwar zum Brahmanismus, sind jedoch nur sehr laue Anhänger; die Brahmanenkaste selbst ist wenig geachtet, dagegen sind hochgeehrt ihre ritterlichen Charuns u. Bhats, die gewöhnlichen Gefährten u. Rathgeber der Fürsten, welche als Barden, Zeichendeuter, Annalisten u. Genealogen großen Einfluß üben. Die R. theilen sich in viele Stämme; die mächtigsten sind die Rhattories; sonst sind die Sesodias, Bhattis, Bagheles, Dscharejah u. Chohan bemerkenswerth.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 13. Altenburg 1861, S. 792.
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