Schlagfluß

[209] Schlagfluß (Apoplexia), 1) im weiteren Sinne jede plötzlich erfolgende Aufhebung od. Lähmung der Nerventhätigkeit; 2) im engeren Sinne (Blutschlagfluß) Lähmung od. Tod in Folge von Blutaustritt in das Gewebe der Nervencentren, ins [209] Rückenmark (Rückenmarksapoplexie) od. ins Gehirn (Gehirnapoplexie, Apoplexia cerebralis, A. sanguinea). Die Folgen der Gehirnapoplexie sind, wenn nicht augenblicklicher Tod, doch Aufhebung des Bewußtseins u. Lähmung (s.d.) der verschiedensten Art. Außer dem Blutschlagfluß unterschied man auch noch den Nervenschlag (A. nervosa) u. den serösen S. (A. serosa), der eine als lediglich u. unmittelbar vom Nervensystem bedingt, der andere in plötzlichem Wasseraustritt im Gehirn bestehend (bei Kindern auch Wasserschlag genannt); 3) im engsten Sinne versteht man unter S. nur den Austritt von Blut im Gehirn (Gehirnapoplexie), sei es ins Gewebe desselben od. in den Sack der Arachnoiden. Es gibt eine eigenthümliche Körperbeschaffenheit (Habitus apoplecticus), welche ganz bes. zu S. geneigt zu sein scheint, sie besteht in einem großen Kopfe auf kurzem dicken Halse, breiten Schultern, untersetzten Körperbau u. den Zeichen der sogenannten Vollblütigkeit. Außerdem aber können S-e bedingt werden durch verschiedene organische Fehler, zumal in der Masse des Gehirns od. durch Brüchigkeit der Blutgefäßwände desselben, aber auch bei Störungen des Blutlaufs ganz bes. bei Herzkrankheiten. Am häufigsten kommt der S. im 40.–60. Jahre vor. Der S. gibt sich zu erkennen durch plötzliches Aufhören des Bewußtseins u. somit der Empfindung u. der Bewegung, während Athmung u. Herzthätigkeit fortdauern. Nach u. nach, oft aber erst nach Tagen, findet sich das Bewußtsein wieder u. entweder tritt völlige Genesung ein, od. es bleiben Lähmungen, Krämpfe od. Geistesstörung zurück. Die Behandlung des S. hat die Aufgabe bei zu befürchtendem Eintritt desselben od. nach überstandenem Anfalle, diejenigen Erscheinungen zu bekämpfen, welche dem Austritt von Blut im Gehirn Vorschub leisten könnten u. zwar weniger durch Arzneimittel als durch Diät. Im Augenblicke der Gefahr selbst wendet man Blutentziehungen, Eisumschläge auf den Kopf, reizende Klystiere, Vesicatore u. Galvanismus etc. an. 4) Krankheit der Stubenvögel, stellt sich oft plötzlich ein. Man schneidet den Nagel der hinteren Zehe so weit ab, daß sie stark blutet u. taucht dann den ganzen Vogel öfter in kaltes Wasser. Zu fette u. reichliche Nahrung ist die Ursache des S.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 15. Altenburg 1862, S. 209-210.
Lizenz:
Faksimiles:
209 | 210
Kategorien: