Schlauch [1]

[219] Schlauch, 1) wasserdichtes Gefäß von Leder, Leinwand etc., um Flüssigkeiten darin aufzubewahren od. hindurchzuleiten. Bei den alten Ägyptiern, Hebräern, Griechen u. Römern wurde der S. (griech. Askos, lat. Uter) zum Aufbewahren u. Transport flüssiger Dinge, wie Öl, Milch, Wein, Wasser etc. gebraucht; gewöhnlich von Ziegenleder, das Rauche inwendig u. die eine Pfote des Thieres bei der Öffnung angebracht, worum man einen Faden band. Noch setzt findet sich diese Sitte im Orient (wo die größeren aus Rinds-, die kleineren aus Bock- u. Schafleder gemacht werden), u. in Spanien u. Portugal wird Butter in Schläuche gedrückt u. so verkauft; die Bewohner von Oran brauchen sogar die Schläuche als Butterfässer, indem sie die Milch hinein gießen u. so lange darin herumschütteln, bis es eine feste Masse ist; 2) enger Kanal von Bretern, Blech u. dgl., durch welchen Flüssigkeiten geleitet werden; 3) (Spritzenschlauch), 11/2–2 Zoll weites, röhrenförmiges, hanfenes Gewebe ohne Naht, worin vorzugsweise bei Feuersgefahr das Wasser durch Feuerspritzen (s.d.) fortbewegt wird. Bei der Schlauchweberei sind auf dem Webstuhle zwei Ketten nahe übereinander angebracht u. werden durch den Schuß auf bestimmte Weise mit einander verbunden; das Kettengarn ist dreifach, das Schußgarn fünffach schwach gezwirnt. Die Schläuche wurden 1672 von den Brandmeistern in Amsterdam, Gebrüder Jan van der Heide, erfunden u. aus starkem Berliner Brandsohlenleder zusammengenäht. Man unterscheidet Saugeschläuche, welche den Spritzen od. Pumpen das Wasser zuführen, u. Druckschläuche, in denen das Wasser weiter befördert wird. Die Saugeschläuche müssen luftdicht sein u. den Druck von einer bis vier Atmosphären (s.d. 3) aushalten können; bei den Druckschläuchen ist eine größere Festigkeit, bis zu zehn Atmosphären, außerdem große Biegsamkeit u. Beweglichkeit unter allen Witterungsverhältnissen nöthig. Hanfschläuche wurden schon von den Erfindern der Schläuche aus Segeltuch zusammengenäht; 1720 wurden die ersten Hanfschläuche ohne Naht vom Posamentirer Beck in Dresden gewebt; 1837 machte Benzinger in Hamburg zuerst Hanfschläuche durch Kautschuk dicht, doch hat sich diese Dichtung nicht als zweckmäßig herausgestellt. Schläuche aus blosem Kautschuk od.[219] Guttapercha halten nur einen geringen Druck aus; besser, aber theurer sind Kautschukschläuche mit Gewebeeinlage. Schläuche aus gut gegerbtem u. gewalktem Kernleder werden aus Lederstreifen zusammengenäht od. zusammengenietet, was 1809 zuerst der Hofkupferschmied Pflug in Jena that. 4) Bei Pferden die häutige Scheide, in welcher die Ruthe liegt; 5) an zwiebelartigen Gewächsen die röhrenförmigen Blätter; 6) so v.w. Schlund; 7) (Spinner), so v.w. Ketzer; 8) der Kern, welcher in jedem ganzen Rindshorn steckt.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 15. Altenburg 1862, S. 219-220.
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