Talg

[214] Talg, 1) (Unschlitt, Sevum), die bei gewöhnlicher Temperatur festen thierischen Fette, wie sie bes. vom Rind, Schöps, Hirsch u.a. gewonnen werden; sie enthalten mehr Stearin als die Butter- u. Schmalzarten. Der T. dient zur Bereitung von Seifen, zur Beleuchtung, zur Darstellung von Stearinsäure, als Nahrungsmittel u. in der Pharmacie. Der T. ist ein bedeutender Handelsartikel, vorzüglich kommt der etwas gelbliche Rindstalg u. der schön weiße Hammel- od. Schöpstalg in den Handel. Den meisten liefern Rußland, Polen, Norwegen, Dänemark, Ungarn, die Moldau u. Walachei, Holland, Irland u. Amerika. Er wird als Talgboden verkauft, wenn er in einer hölzernen runden Form (Talgscheibe) ausgeschmolzen ist; ist diese Scheibe sehr dick od. fest, wie ein Klumpen, so heißt sie Talgbrod. Er wird in einem großen kupfernen Kessel mit breitem Rande geschmolzen u. dann in ein großes hölzernes Faß gegossen, damit sich die darin befindliche Unreinigkeit setze; nahe an dem Boden ist das Faß mit einem Hahne versehen, um den T. durch denselben ablassen zu können. Man preßt ihn auch mit großen Schraubenpressen od. hydraulischen Pressen aus den Grieben rein aus. Im Handel unterscheidet man auch den besseren Lichtertalg u. den geringeren Seifentalg. Der schlechteste ist der Bodentalg, der Bodensatz des geschmolzenen T-es; Kübeltag ist der weiße russische T., welcher in Kübeln (Kisten) verschickt wird; Morcheltalg, in Stücken, welche den Morcheln ähnlich sehen, besteht aus ausgeschmolzenen Grieben; Syraz, in brodähnlichen Klumpen, u. Schaläsnoe, sind schlechte, übelriechende T-e. Auch ein Pflanzentalg kommt vor, welcher aus der Frucht der Valeria indica gewonnen, in Indien von den Eingeborenen zu Pflastern u. zum Kalfatern der Böte benutzt wird, aber auch zur Bereitung sehr hellbrennender Kerzen dient. 2) T. der Eichel, Littresche Drüsen, s.u. Littre. 3) T. der Schamlippen (Glandulae sebaceae pudendorum muliebrium), unter der Haut der äußeren u. inneren Schamlippen gelegen, enthält einen eigenthümlich riechenden Schleim absondernde Drüsen.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 17. Altenburg 1863, S. 214.
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