Anton

1. Anton, steck den Degen ein!

Der Titel einer Posse von Kalisch, die 1859 in Berlin auf Ascher's Narrenfest aufgeführt und als Anspielung auf die Kriegsgelüste des französischen Kaisers Napoleon III. betrachtet wurde. Durch häufige Wiederholung ging das Wort bald in ein Sprichwort über und wird angewandt, um im Ernst oder auch scherzhaft die Angriffs- und Streitlust zu dämpfen. – Die Redensart ist nicht aus der Posse entstanden, sondern vom Dichter nur benutzt worden; sie ist nach mehrfachen Mittheilungen viel älter. Herr Dr. Führböter in Hirschberg schrieb mir in Beziehung darauf: »Als ich vor etwa 50 Jahren in Halle studirte, fand ein Studentenkrawall statt, der solche Ausdehnung gewann, dass Militär requirirt werden musste. Die Studenten marschirten in ganz fideler Stimmung dem Militär entgegen, umzingelten den commandirenden Offizier, schlossen ihn immer enger und enger ein und sangen: ›Anton, steck den Degen ein; Anton‹ u.s.w. Da der Offizier ein humaner Mann war und er die Studenten in der heitersten Stimmung, also ohne alle Böswilligkeit fand, so verlief die ganze Geschichte gutartig. Ob nun an jenem Tage das Wort: Anton steck den Degen ein, erst aufgekommen oder schon früher in Gebrauch gewesen ist, kann ich nicht sagen; nur so viel weiss ich, dass ich von jenem Tage ab die Strassenjungen sehr häufig habe jodeln hören: Anton, steck den Degen ein.«.


2. Zent Tönnes (Sanct-Anton) brengt Is of brecht Is. (Aachen.) – Firmenich, I, 494.


[Zusätze und Ergänzungen]

3. Heiliger Anton von Paddua, schick mir 'nen Mand von Mantova, der niets anfrisst, und[779] niets versaufft und zu koan ander Menscher lauft.Illustrirte Zeitung, Leipzig 1868, Nr. 1322, S. 299.

Die italienischen Mädchen wenden sich an denselben Heiligen, sie wollen aber nicht blos einen Mann, der ihnen gefällt, sondern auch noch ein Grundstück, einen Weinberg und etwas anderes, worüber sie sich nicht näher auslassen. San Antonio, mio benigno, sol tre grazie vi domando: un potere, un marito a mio piacere, una vigna, qualia casa altra; San Antonio, non voglio altro. In Irland glaubten früher die Mädchen diesen Zweck dadurch zu erreichen, dass sie am Katharinentage (25. November) aufs strengste fasteten. Auch in der Bretagne opferten ehemals die Mädchen der heiligen Katharina kleine Stühle von Wachs, um schöne und reiche Männer zu bekommen; und in den Ardennen gilt noch immer die sogenannte neuvaine de la Chandeleur für ein sicheres Mittel heirathslustiger Mädchen, die heilige Jungfrau für ihre Wünsche zu gewinnen.


4. Sankt Anton nehmen die Tage zu um eine Mönchsruh. (S. Drei.) (Königsberg.)

Frz.: A le saint Antoine les jours croissent le repas d'un moine.


*5. Anton, das verstehst du nicht. (Kamnitz.)


*6. Ruhig, Anton, kaltes Blut! (Deutz.)


Quelle:
Karl Friedrich Wilhelm Wander (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon, Band 1. Leipzig 1867.
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