Fuhrmann

1. Altem verlegnen Fuhrmann thut auch das Gaiselkläppern wol.Lehmann, II, 34, 39; Gruter, III, 5.


2. Auch der geschickteste Fuhrmann fährt zuweilen aus dem Gleise.Reinsberg IV, 82.

Frz.: Il n'y a si bon charretier qui non verse. (Gaal, 567.)

Ung.: Az ország útját is el lehet hibázni. ( Gaal, 567.)


3. Auch ein guter Fuhrmann kan nicht anders fahren als nachdem er Pferd hat.Lehmann, 651, 5.


4. Da ist gut Fuhrmann sein, wo's eben geht.Eiselein, 215.


5. Das ist der beste Fuhrmann, der auf engem Wege fährt.Winckler, I, 14.


6. Das ist ein armer Fuhrmann, der nur einen Weg weiss.Lehmann, 610, 9.


7. Der beste Fuhrmann wirft um.Parömiakon, 319.


8. Der Fuhrmann schnalzt auch im Traum mit der Zunge.


9. Der Fuhrmann verwünscht heut seinen Stand und morgen fährt er frisch über Land.

Poln.: Furman w złym razie odrzeka się stanu swojego, a przyjechawszy na nocleg znowu wóz smaruje. (Wurzbach I, 188.)


10. Der gibt einen guten Fuhrmann, der mit blinden vnd lahmen Gäulen fahren kan.Lehmann, 77, 41.


11. Der hat gut Fuhrmann sein, der auf ebener Strasse fährt.


12. Der ist kein geschickter Fuhrmann, der nicht nach gelegenheit aussm gleiss setzen kann.Lehmann, 883, 37.


13. Der ist kein ungeschickter Fuhrmann, der umzukehren weiss.

Dän.: Han ager ikke ilde som veed at vende. (Bohn I, 373.)


14. D'r Fuhrmann moss wesse, wo d'r Wäg här gêt. (Düren.) – Firmenich, I, 483, 53.


15. Ein alter Fuhrmann hört gern klappen (klatschen, knallen).Körte, 1688; Simrock, 2901; Bohn I, 138; Schottel, 1131b; Braun, I, 596.


16. Ein alter Fuhrmann ist ein guter Wegweiser.Henisch, 1283, 27.


17. Ein alter Fuhrmann wirft nicht so leicht um, als ein junger.Parömiakon, 1540.


18. Ein fauler Fuhrmann spannt lieber auss denn an.Henisch, 1283, 25; Simrock, 2904; Sailer, 164.


19. Ein Fuhrman muss den andern auff der Strassen weichen.Lehmann, 876, 11.


20. Ein Fuhrmann, der fortkommen will, muss schmieren seinen Wagen viel.Eiselein, 194.


21. Ein Fuhrmann ist das Klatschen mit der Peitsche gewohnt.

Holl.: Die voerman geweest is, kent het klappen van de zweep (is het klappen van de zweep) gewoon. (Harrebomée, II, 395.)


22. Ein Fuhrmann muss offt mehr den Pferden folgen, denn sie jhme.Lehmann, 654, 6; Petri, II, 89.


23. Ein Fuhrmann trawet seinen Rossen vnd Wagen, er helt aber zaum vnd geissel in der hand vnd schläfft nicht.Henisch, 1283, 30.


24. Ein Furman kan nit alweg faren, dahin (wie) er gern wolt.Franck, II, 209a; Henisch, 1283, 28; Körte, 1685.


25. Ein geschickter Fuhrmann weiss auch mit wilden (schlechten) Pferden zu fahren.


[1264] 26. Ein guter Fuhrmann kommt auch durch enge und krumme Wege durch.

Frz.: Bon charretier tourne en petit lieu. (Bohn I, 8.)

Holl.: Een goed voerman kan wel keeren, al is de plaats eng. (Harrebomée, II, 395.)


27. Ein guter Fuhrmann übertreibt das willige Pferd nicht.

Holl.: De voerman raakt meest het willige paard. (Harrebomée, II, 395.)


28. Ein guter Fuhrmann will auch gute Fracht.

Holl.: Een goed voerman wil wel een vrachtje laden. (Harrebomée, II, 395.)


29. En oln Fuhrmann hört noch gern de Swêp klappen.Eichwald, 542.


30. En'n Fuhrmann kennt man an'n Klappen. (Hannover.) – Schambach, 341.

Der seiner Sache Kundige ist an kleinen Merkmalen zu erkennen.


31. Es ist ein schlechter Fuhrmann, der nicht auf allen Strassen reien1 kann. (Nürtingen.)

1) Umkehren, seine eigenen Worte verdrehen, wieder einlenken u.s.w.

Frz.: Il est bon chartier, il charrie bien droit. (Leroux, II, 92.)


32. Es ist kein Fuhrmann so geschickt, dass er nicht umwerfen könnte.

Frz.: Il n'est si bon chartier qui ne verse. (Leroux, II, 92.)

Holl.: Geen voerman stuurde ooit zoo wel, dat zijn last nooit werd omgeworpen. (Harrebomée, II, 395.)


33. Es ist kein Fuhrmann so gut, er fehrt bissweilen aussm Gleiss.Lehmann, 407, 58, 790, 10 u. 860, 16; Sailer, 239.


34. Es ist kein rechter Fuhrmann, der nit vmbwerffen kan.Fischart, Gesch., in Kloster, VIII, 157.


35. Fôrmann, fahr to, morgen wart et slimmer. (Holst.) – Schütze, I, 360.

Nämlich das Wetter. Zu langsamen und trägen Menschen.


36. Fuhrmann, bleib in der Spur.


37. Fuhrmann, Koch und Amme wollte der Teufel nicht sein; aber als Sau in der Mühle, als Pferd des Verwalters und als Köchin der Herrschaft fand er sich bald darein.


38. Fuhrmanns Tasch' steht allezeit offen.Gruter, III, 40; Lehmann, II, 178, 61; Simrock, 2907.


39. Loat den Fauermann vöer de Piytske soergen. (Büren.)


40. Man muss dem Fuhrmann die Rosse ausspannen.Lehmann, 775, 14.

Um ihn zu hindern, ihnen Nachtheil und Schaden zuzufügen.


41. Mancher Fuhrmann hat nur blinde Pferde. Lehmann, 123, 31.


42. Mit einem schlechten Fuhrmann ist nicht gut fahren.

Holl.: Die wel varen wil, moet een' goed' voerman hebben. (Harrebomée, II, 395.)


43. 'Ne âle Fûrmann es 'ne gôde Wäägwîser. (Düren.) – Firmenich, I, 483, 50.

Ein alter Fuhrmann ist ein guter Wegweiser.


44. 'Ne âle Fûrmann hürt nauch ens gäer1 met d'r Schmecke2 klâtsche. (Düren.)

1) Noch einmal gern.

2) Peitsche.


45. So lange der Fuhrmann nicht umgeworfen hat, versteht er das Fahren nicht. (Eifel.) – Schmitz, 195, 168.


46. Wenn de Fôrmann âk nich mêr föhrt, sau höärt he doch noch gêren klappen. (Hannover.) – Schambach, 196.


47. Wenn der Fuhrman die weg nicht weiss, so ist man vbel versorgt.Lehmann, 652, 26.


48. Wenn ein alter Fuhrmann nit mehr wol fahren kan, so gefellt jhm noch das klappen wol (oder: so knallt er mit der Peitsche). Henisch, 1283; Simrock, 1687 u. 2902; Bücking, 166; Ramann, Unterr., V, 3.


49. Wenn ein Fuhrmann selbst den Wagen ziehen kan, so darff er keiner Ross nicht.Lehmann, 653, 28.


50. Wie der Fuhrmann ist, so folgt das Geschirr hinnach.Henisch, 1283.


[1265] *51. Das ist ein gewürfelter Fuhrmann. (Nürtingen.)


*52. Er will Fuhrmann werden, wenn es wird geradezu gehen.


[Zusätze und Ergänzungen]

53. Der Fuhrmann sieht net lever, als wann ä fast hält. (Bedburg.)


54. Do süht der Fohrmann noh, wo der Weg hingeht. (Bedburg.)


55. Ein alter Fuhrmann nimmt sich vor alten Fuhrgleisen und vor neuen Wirthshäusern in Acht. (Westf.)


56. Ein Fuhrmann, der fortkommen will, muss schmieren seinen Wagen, also ein Sänger taugt nie viel, er wasch denn seinen Kragen.


57. Ein schlechter Fuhrmann, der nicht kann umkehren.Gansler, II.


58. Es ist ein schlechter Fuhrmann, der auf drei Rädern fährt.

Sagte ein Mädchen, die, weil sie bereits drei uneheliche Kinder geboren hatte, gescholten wurde, als sie ein viertes in Aussicht stellte.

59. Et is kein Faurmann sau old, hei hört et Klappen gern. (Wolfenbüttel.)


60. Is de Faurmann vull, sind de Pere dull. (Göttingen.)


61. Uch e Fârman diér nemi plätsche kân, hîrt det Plätsche gärn.Schuster, 546.


62. Wie der Fuhrmann, so's Gespann.


*63. Der ewige Fuhrmann.

»Die Gelehrten nennen ihn den kleinen Bär.« (Vgl. das gleichnamige Weihnachtsmärchen von A. Becker in O. Blumenthal's Monatsheften, IV, 377-385.)


*64. Der ist in des tollen Fuhrmanns Geleise gekommen.

Eine ähnliche Erscheinung wie das »Wieselinge« (wüthende) Heer ist in der Nähe von Salzungen »der tolle Fuhrmann«; beide nehmen ihren Weg vom Bless durch den Sorggrund, früher Otten oder Ottingsfurt genannt, und ziehen hoch in der Luft dem Norden zu. Den tollen Fuhrmann erkennt man gleich an dem Rollen der Räder, dem Knallen der Peitsche und am »Jühot! Hans«, während es beim wilden Jäger in der Luft mehr braust und saust. Auch hört man noch vielseitig in dortiger Gegend die Redensart, wenn sich auf schlechtem Wege ein Bauer festgefahren hat: »Der ist in des tollen Fuhrmanns Geleise gekommen.« (Hackländer, Hausblätter, 1862, S. 78.)


*65. Dös ist a Fuhrmann wie der Teufel a Apostel. (Schwaben.)

Quelle:
Karl Friedrich Wilhelm Wander (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon, Band 5. Leipzig 1880, Sp. 1288.
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